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los auf eine vom Hauptquartier an den damals noch in Leipzig
residierenden Fürsten Repnin ergangene Weisung hin. Uchtritz,
dem persönlich zur Weiterreise nichts in den Weg gelegt wurde,
entschloß sich nun aber doch, nach Leipzig zurückzugehen und dem
Fürsten Repnin neben der Beschwerde über den Überfall mit der
Miene des Biedermanns einige offene Mitteilungen zu machen.
Der Fürst aber, in solchen Künsten auch wohl erfahren, tat, als
ob er von der ganzen Angelegenheit, auch von dem Überfalle,
nichts wüßte, über welch letzteren er eine Untersuchung anzustellen
versprach. Dagegen äußerte er über die ihm von Uchtritz ge-
wordenen sonstigen Mitteilungen sein höchstes Befremden. Im
übrigen gab er ihm den Rat, auf seinen Herrn in dem Sinne
einzuwirken, daß er den Verbündeten die noch von den sächsischen
Truppen besetzte Festung Königstein einräume.
Das letztere erfolgte dann auch, und Graf Einsiedel beeilte
sich natürlich, die Senfftschen Winkelzüge zu verleugnen. Aber
die Briefe, die der König an die alliierten Monarchen in dieser
Beziehung richtete, u. a. auch ein Glückwunschschreiben für den Ein-
zug in Paris, blieben unbeantwortet. Während nun die Alliierten
in der französischen Kapitale zunächst dem eroberten Lande in dem
Bourbonen Ludwig XVIII. einen neuen König gaben und über
die sonstige Gestaltung Europas Vorbesprechungen hatten, brachten
Stein und die preußischen und russischen Staatsmänner auch das
künftige Los Sachsens zur Sprache. Der von dem ersterwähnten
vorgeschlagene Plan, daß das Herzogtum Warschau an Rußland
fallen, Preußen dagegen in dem ganzen Königreiche Sachsen eine
Entschädigung finden sollte, während der sächsische König mit
irgend einem italienischen Gebiete abgefunden werden könnte, stieß
zwar damals auf keinen wesentlichen Widerspruch, aber man ver-
säumte es, die solchen Anderungen nicht ungünstig scheinende
Stimmung sofort zu bindenden Abmachungen auszunutzen.
Jedenfalls ergab sich schon damals mit Klarheit, daß die polnische
und die sächsische Frage in ihrer Entscheidung eng zusammen-
hingen.
Von dem durch die Gerüchte hiervon in Angst und Auf-
regung versetzten König Friedrich August wurde nun Watzdorf