Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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nach Paris gesandt, um namentlich bei Kaiser Alexander für 
das Interesse des Königs vorstellig zu werden. Dessen Instruk- 
tion vom 18. Mai 1814 zeigte in ihrer Ahnlichkeit mit den 
früheren Instruktionen, daß man sich am sächsischen Hofe über 
die ganze Lage immer noch nicht klar war. Da sich aber der 
Zar und der König von Preußen in Begleitung von Metternich 
schon auf dem Wege nach London befanden, so konnte Watzdorf 
seine Mission zunächst nicht an den Mann bringen, hatte aber 
Gelegenheit, sich seinem Herrn in anderer Weise nützlich zu 
zeigen. Ludwig XVIII. war, wie nach dem früher Mitgeteilten 
erinnerlich sein wird, wie Ludwig XVI. und wie Karl von 
Artois, der nachmalige Karl X., ein Sohn der Maria Josefa, 
Tochter Friedrich Augusts II., und des Dauphins Ludwig von 
Frankreich, damit also ein direkter Vetter des sächsischen Königs. 
Dieser Umstand machte ihn, dessen Königtum an sich schon eine 
Wiederherstellung des Legitimitätsprinzips bedeutete, auch zum 
Freunde einer Erhaltung des albertinischen Hauses auf dem an- 
gestammten Throne. Und hierin wurde er eifrig von seinem 
Minister Talleyrand unterstützt. Dieser versprach dem sächsischen 
Unterhändler geradezu, daß er sich auf dem Wiener Kongresse, 
der demnächst zur Neuordnung der europäischen Angelegenheiten 
zusammentreten werde, Sachsens ganz besonders annehmen wolle. 
Auch von dem österreichischen Gesandten in Paris erfuhr Watz- 
dorf manches zu seiner Beruhigung. Immerhin sei es geraten, 
wenn Watzdorf jetzt den verbündeten Monarchen nach England 
nachreise. 
Watzdorf tat dies, fand aber in London nirgends trostreiches 
Entgegenkommen. Der König von Preußen und Zar Alexander 
verweigerten ihm die erbetene Audienz; letzterer ließ ihn nur 
auf das verweisen, was sie schon zu Frankfurt miteinander kon- 
feriert hätten. Auch bei dem für den erkrankten Vater die Re- 
gierung führenden Prinzen von Wales fand Watzdorf kein Gehör. 
So kehrte er mit recht unbefriedigenden Ergebnissen nach Berlin 
zurück. 
Hier hatte der König unterdessen ebenfalls einen Schritt ge- 
tan durch Entsendung des Generals von Zeschau nach Wien zum
	        
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