Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 780 — 
erhielt aber von Repnin nicht die verlangten Pässe; da wußten 
sich die Mitglieder einzeln solche nach Prag zu verschaffen, wo sie 
dann dem Prinzen Maximilian, dem jüngsten Bruder des Königs, 
ihre Denkschrift zur Weiterbeförderung überreichten. Selbstver- 
ständlich war der Prinz sehr erfreut hierüber, betonte aber in 
seiner Antwort auf die Ansprache der Deputation, daß, so schätzens- 
wert diese Außerung der in bürgerlichen Kreisen herrschenden Ge- 
sinnung sei, ihm doch noch die Beweise für die gleiche Stimmung 
in der Armee fehlten, auf die vor allem man sich bei den bevor- 
stehenden Verhandlungen in Wien werde berufen müssen. 
Dieser Wink wurde alsbald von Dresden nach dem säch- 
sischen Lager, das sich noch immer am Rhein befand, weiter ge- 
geben und erzeugte auch hier den Wunsch, von seiner lönigstreuen 
Überzeugung einen Beweis zu geben. Diese Stimmung gab sich 
im Koblenzer Lager zunächst bei einer seltsamen Angelegenheit 
in nicht gerade glücklicher Weise kund. Vom 21.—29. Juli wurden 
in dem von Josef Görres redigierten „Rheinischen Merkur“, der 
zu Koblenz herauskam, eine Reihe von Artikeln aus der Feder 
des genannten Publizisten unter der Aufschrift „Sachsens Pflicht 
und Recht“ veröffentlicht. Sie griffen auf die von König 
Friedrich August in Prag bewiesene Haltung zurück und betonten 
bei aller Anerkennung der monarchischen Gesinnung, daß man 
den Verrat am Gemeinwohl nicht mit frommer Scheu vor dem 
Könige bemänteln dürfe und daß darum Sachsen seine politische 
Selbständigkeit zugunsten Preußens verwirkt habe. Begreiflicher- 
weise erregte diese Ansicht in dem sächsischen Offizierkorps große 
Entrüstung, und ein Hauptmann von Dziembowski drang in die 
Wohnung von Güörres ein, bedrohte ihn sogar mit dem Säbel 
und lief sodann nach der Hauptwache, von der er den Redakteur 
verhaften ließ. Der Kommandeur der Sachsen, Generalleutnant 
Lecoq, verfügte natürlich sofort die Freilassung des Mannes. 
Thielmann aber nahm die Gelegenheit wahr zu einem ver- 
traulichen Rundschreiben vom 31. Juli an die Generale des Korps, 
das viel böses Blut machte. Es hieß darin u. a.; „Ich muß 
hierbei feierlichst erklären, daß jeder Sachse des Eides gegen seinen 
König entbunden ist und keinen anderen Souverän als die alliierten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.