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einsetzung des Königs Friedrich August gebeten wurde. Sie er-
klärten darin ganz offen, daß sie zu diesem Schritte von dem
Prinzen Max, dem Bruder des Königs, aufgefordert worden seien,
daß sic ferner bei ihrem Ubergang in der Schlacht von Leipzig
gänzlich im Sinne ihres Königs gehandelt zu haben glaubten
und sich darum auch des ihm geleisteten Eides nicht entbunden
fühlten. Thielmann versuchte zunächst, die beiden Irrtümer hervor-
zuheben, insofern jene am 18. Okt. keinesfalls die Meinung hätten
haben können, nach dem Wunsche des Königs zu handeln, und daß
sie selbst durch ihren Übergang zu den Verbündeten sich dieses
Eides entbunden hätten, wie dies auch von dem Generalgouverneur
Repnin durch eine Bekanntmachung im „Gouvernementsblatte“
unwidersprochen festgelegt worden sei. Darauf versicherte General
Lecoq im Namen der anderen ihre gegenteilige Anschauung und
bestand, unterstützt von dem Obersten von Zezschwitz, auf Weiter-
gabe der Adressen. Thielmann erstattete darauf Bericht über den
Vorfall an Kleist und an Stein nach Nachen. Letzterer war
bei seiner ganzen Anschauungsweise empört über diesen Schritt
der sächsischen Offiziere. In ähnlichem Sinne, wenn auch milder,
schrieb Kleist an Thielmann. Er verfügte auch, daß die Adressen
den Offizieren wieder zurückgegeben werden sollten, wobei er die
schönen Worte an Thielmann schrieb: „Den übrigen Generälen,
Brigadiers und Kommandeuren bitte ich zu sagen, daß es mir
nicht fremd ist, wie es Augenblicke im menschlichen Leben gibt,
in welchen das Herz auf die Handlungen der Menschen, und gerade
auf die achtungswertesten, einen zu großen Einfluß gewinnt. Legen
Sie ihnen die Adressen vor, damit sie sich selbst überzeugen, auf
welche Art sie abgefaßt sind. Ich werden keinen Gebrauch zu ihrem
Nachteil davon machen.“
Er entsandte zugleich den Obersten von Müffling in das säch-
sische Lager, wo auch Thielmanns Freund, der Oberst Aster und
ein Hauptmann Heymann Vernunft gepredigt hatten. Infolge
der Bemühungen dieser Herren schickten die Offiziere den General
von Brause und den Obersten von Lindeman an den General
Kleist, um sich zu entschuldigen und sich zur Zurücknahme der
Adresse bereit zu erklären. Sämtliche Offiziere leisteten darauf