Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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des bisherigen Souveräns, sie sei ferner rechtsgültig auch nur 
für die Mächte, die sie anerkannt hätten, und also sei jeder Ver— 
zicht auf die Souveränität nichtig, wenn er nicht in voller Frei— 
heit ausgesprochen würde. Mit gutem Instinkt erkennt der so- 
eben unter Preußens Zustimmung eingesetzte Bourbone die Ge- 
fahr, die von einem in Deutschland die vorwiegende Macht bil- 
denden Preußen dem neuen Frankreich drohen würde; „es würde 
durch die Erwerbung Sachsens einen ungeheueren und entscheiden- 
den Schritt tun nach dem Ziele der völligen Beherrschung Deutsch- 
lands.“ 
Mit jener Veröffentlichung Wendts war das Signal zu einem 
heftig entbrennenden Federkriege gegeben, dessen einzelnen Er- 
scheinungen nachzugehen nicht notwendig ist, einmal weil er keine 
erquickliche Aufgabe bietet, zum anderen aber, weil dieser Feder- 
krieg auf die schließliche Entscheidung in Wien verhältnismäßig 
recht wenig Einfluß gehabt hat. Denn dort waren ganz andere 
Interessen maßgebend, vor allem traten hier Kaiser Alexanders 
polnische Pläne in den Vordergrund. Wenn der Zar ein König- 
reich Polen in Personalunion mit Rußland ungefähr in den 
Grenzen vor den beiden letzten Teilungen wiederherstellte, dann 
mußte für die Preußen seit 1807 verloren gegangenen polnischen 
Teile seines Staates ein Ersatz geschaffen werden, und dieser konnte 
nur in dem bis zuletzt der nationalen Erhebung widerstrebenden 
Sachsen gesucht werden. Nebenher aber erwachte auch der Ge- 
danke einer Teilung Sachsens, der für viele Kreise noch nichts 
so Abschreckendes hatte, wie ein völliges Aufgehen im preußischen 
Staat. Nach dieser Seite ist eine Stelle aus einer der Feder des 
Fürsten Repnin entflossenen Erklärung, die er an seinen bisherigen 
Gehilfen, den Staatsrat Merian am 25. Febr. 1815 richtete, recht 
bezeichnend: „Ich klage die hohen Beamten an, die ganz ebenso 
wie ich überzeugt waren, daß die Rückkehr des Königs nicht ohne 
die Zerreißung ihres Vaterlandes stattfinden konnte. Diese selbst- 
suchtigen Menschen haben lieber das Unglück ihres Vaterlandes 
bewirken, als ihre persönlichen Vorteile verlieren wollen. Die 
Sachsen wollten ihren Fürsten wieder haben und gaben durch 
ihr Betragen eine moralische Unterstützung den Absichten jener
	        
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