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Koburg eine Adresse preußischer Generäle an ihren König, die
die Einverleibung Sachsens verlangte, während eine fingierte
Denkschrift Hardenbergs denselben König vor der Ziügellosigkeit
des Heeres warnte, und Humboldt in einem Briefe an Berthold
Georg Niebuhr, den bekannten römischen Geschichtschreiber, es
beklagte, daß dem modernen Römervolke der Preußen nur Bayern
mit seinem eisernen Ministerium im Wege stände.
Angesichts dieser wachsenden Opposition gegen die Ausführung
des Kalischer Programms drang der Freiherr vom Stein auf die
Durchführung der Einverleibung Sachsens in Preußen, und dem-
entsprechend willigte Zar Alexander am 18. Okt. in die von Stein
vorgeschlagene Ersetzung der russischen Verwaltung Sachsens durch
preußische Organe. Als Statthalter schlug Stein den Prinzen
Wilhelm von Preußen, des Königs Bruder, vor, erreichte aber
die Zustimmung des Königs nicht, der bei der von ihm recht
wohl eingeschätzten prekären Lage kein Mitglied seines Hauses
in eine zweifelhafte Stellung bringen wollte. Jedenfalls aber
verständigte er sich über den Kopf von Hardenberg hinweg, am
6. Nov. in einer längeren persönlichen Unterhaltung mit dem
Zaren über die sächsisch-polnische Frage. Die weitere Folge war
der Rücktritt der Russen von der Verwaltung Sachsens, die Fürst
Repnin am 8. Nov. in die Hände des Staatsministers Freiherrn von
der Reck und des Generalmajors von Gaudy als der Vertreter
der neuen preußischen Verwaltung vor den versammelten höheren
Staatsbeamten des Königreichs legte. Bemerkenswert war in
seiner Abschiedsrede der Hinweis darauf, daß diese Form des
Übergangs das einzige Mittel sei, Sachsen vor Zerstückelung zu
bewahren. Ein Erlaß des Fürsten wies dann darauf hin, daß
die Besitznahme durch Preußen die Integrität des Königreichs
ebensowenig wie dessen bisherige Verfassung in Frage stellen solle,
sondern es solle als Königreich Sachsen einen besonderen Be-
standteil des preußischen Staates bilden.
An die Spitze des Finanzwesens wurde in dem Staatsrat
Friese ein Mann gestellt, der sich dann als Leiter der preußischen
Bank hervorgetan hat; in den anderen Zweigen des General-
gonvernements wurden neben die dort bisher beschäftigten Herren