Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 780 — 
von Adel der preußische Geheime Rat Krüger und der sächsische 
Hofrat Ferber gestellt, welch letzterer bei dem sächsischen Adel 
durchaus keine Sympathien genoß. Es ist wohl zu verstehen, 
wie das nun anhebende straffere Regiment gemischt mit einer 
gewissen gerade preußischen Beamten gern eigenen hochmütigen 
Brüskheit vielfach Anstoß erregte und den Wunsch nach den alten 
Verhältnissen und dem alten Fürsten noch lebhafter machte. Jeden- 
falls hatten die Verwaltungsgeschäfte nur Vorteil davon, und 
das ließ sich aus dem steigenden Kurs der Staatspapiere und 
Kassenbilletts am ehesten erkennen. Auch fehlte es nicht an An- 
erkennung aus denjenigen bürgerlichen Kreisen, die in ihrem Ge- 
schäftsgebiete am schnellsten den Pulsschlag einer energischeren 
Verwaltung bemerken konnten, nämlich aus der Leipziger Kauf- 
mannschaft. 
Nach jener vorerwähnten Verständigung des Preußenkönigs 
mit dem Zaren blieb es Metternich nur noch übrig, Preußens An- 
sprüche auf Sachsen soviel als möglich zu beschneiden. In einem 
am 11. Nov. im Beisein Castlereaghs mit Hardenberg geführten 
Gespräche erklärte er unter Zurücknahme seiner früheren Zusage, 
daß der allgemeine Widerstand gegen die völlige Einverleibung 
Sachsens unüberwindlich sei, mindestens Dresden und der süd- 
liche Teil des Landes mit etwa einer halben Million Einwohner 
müsse dem wiedereinzusetzenden Könige verbleiben. Wenngleich 
Hardenberg auf der ungeteilten Einverleibung Sachsens bestand, 
so verfiel er angesichts der Opposition Frankreichs, Österreichs, 
England-Hannovers und Bayerns auf einen Ausweg, der frei- 
lich dem Prinzipe, daß König Friedrich August als kriegsgefangener 
Alliierter des französischen Kaisers durch sein hartnäckiges Fest- 
halten an letzterem jeden Anspruch auf selbständigen politischen 
Besitz verwirkt habe, durchaus widersprach. Da Hardenberg merkte, 
daß Ssterreich für sich auf die Legationen reflektierte, so schlug 
er vor, dem Könige ein streng katholisches Gebiet von etwa 350000 
Seelen in Westfalen mit der Hauptstadt Münster zu geben. Der 
Vorschlag verfehlte nicht, in Kreisen, die sich außerhalb Sachsens 
mehr aus rein menschlichem als politischem Interesse mit dem 
gefangenen Könige beschäftigten, eine gewisse Befriedigung her-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.