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von Adel der preußische Geheime Rat Krüger und der sächsische
Hofrat Ferber gestellt, welch letzterer bei dem sächsischen Adel
durchaus keine Sympathien genoß. Es ist wohl zu verstehen,
wie das nun anhebende straffere Regiment gemischt mit einer
gewissen gerade preußischen Beamten gern eigenen hochmütigen
Brüskheit vielfach Anstoß erregte und den Wunsch nach den alten
Verhältnissen und dem alten Fürsten noch lebhafter machte. Jeden-
falls hatten die Verwaltungsgeschäfte nur Vorteil davon, und
das ließ sich aus dem steigenden Kurs der Staatspapiere und
Kassenbilletts am ehesten erkennen. Auch fehlte es nicht an An-
erkennung aus denjenigen bürgerlichen Kreisen, die in ihrem Ge-
schäftsgebiete am schnellsten den Pulsschlag einer energischeren
Verwaltung bemerken konnten, nämlich aus der Leipziger Kauf-
mannschaft.
Nach jener vorerwähnten Verständigung des Preußenkönigs
mit dem Zaren blieb es Metternich nur noch übrig, Preußens An-
sprüche auf Sachsen soviel als möglich zu beschneiden. In einem
am 11. Nov. im Beisein Castlereaghs mit Hardenberg geführten
Gespräche erklärte er unter Zurücknahme seiner früheren Zusage,
daß der allgemeine Widerstand gegen die völlige Einverleibung
Sachsens unüberwindlich sei, mindestens Dresden und der süd-
liche Teil des Landes mit etwa einer halben Million Einwohner
müsse dem wiedereinzusetzenden Könige verbleiben. Wenngleich
Hardenberg auf der ungeteilten Einverleibung Sachsens bestand,
so verfiel er angesichts der Opposition Frankreichs, Österreichs,
England-Hannovers und Bayerns auf einen Ausweg, der frei-
lich dem Prinzipe, daß König Friedrich August als kriegsgefangener
Alliierter des französischen Kaisers durch sein hartnäckiges Fest-
halten an letzterem jeden Anspruch auf selbständigen politischen
Besitz verwirkt habe, durchaus widersprach. Da Hardenberg merkte,
daß Ssterreich für sich auf die Legationen reflektierte, so schlug
er vor, dem Könige ein streng katholisches Gebiet von etwa 350000
Seelen in Westfalen mit der Hauptstadt Münster zu geben. Der
Vorschlag verfehlte nicht, in Kreisen, die sich außerhalb Sachsens
mehr aus rein menschlichem als politischem Interesse mit dem
gefangenen Könige beschäftigten, eine gewisse Befriedigung her-