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jeden Austausch oder Ahnliches. Überdies hatte Talleyrand am
14. Nov. eine Unterredung mit dem Zaren, in welcher der schlaue
Franzose darauf hinwies, daß Frankreich an der Gestaltung Polens
nur sekundäres Interesse habe; aber aus Rücksichten der Ver-
wandtschaft sowohl als namentlich der Legitimität, als deren Hort
er Alexander pries, müsse es auf der Erhaltung Sachsens, wenn
auch in engeren Grenzen bestehen. Habe der König Friedrich
August gefehlt, so sei doch Österreich, das in erster Linie durch
das Verhalten des sächsischen Königs in Prag geschädigt worden
sei, vor den andern berechtigt, diesen Fehler an Sachsen heim-
zusuchen, nicht Preußen oder Rußland. Ein Stück der Lausitzen,
die sowieso nicht eigentlich zum sächsischen Staatskörper gehörten,
mit etwa 3—400000 Seelen sei das äußerste, was Frankreich
bewilligen könne.
Anderseits suchte Metternich durch ein geschicktes Ränkespiel
und durch das Anerbieten Krakaus den Zaren von Preußen ab-
zuziehen; bei diesem überwog aber zunächst noch der energische
Einfluß des Freiherrn vom Stein, so daß noch am 27. Nov. der
Zar die Versicherung abgab, daß er niemals den preußischen
Bundesgenossen, der ihn so kraftvoll, edel und ausdauernd unter-
stützt habe, verlassen werde. Er wiederholte deshalb die Forde-
rung, daß ganz Sachsen an Preußen überlassen werde. Recht
wohl aber erkannte Hardenberg, daß Österreich und Frankreich
dem Zaren nur Thorn und Krakau in sichere Aussicht zu stellen
brauchten, um ihn zum mindesten lauer in der sächsischen Frage
zu machen. Er verfiel in seiner Besorgnis auf das wundersame
Auskunftsmittel, in einer Note vom 3. Dez. Metternich um Hilfe
in dieser Sache anzugehen.
Das war gewonnenes Spiel für diesen. In seiner vom
10. Dez. datierten Antwort bot er Preußen nur noch ein Fünftel
des sächsischen Landes, ein Stück der Niederlausitz, den Witten-
berger Kreis mit Barby und Gommern, Querfurt und Jüterbog
und einige thüringische Amter mit im ganzen 433000 Seelen
anz sonst solle Preußen seine Hauptentschädigung am Rhein und
in Polen suchen. Gleichzeitig teilte er diese Note der französischen
Regierung mit, versichernd, daß der Hinweis auf linksrheinische