Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Unter solchen Umständen begannen wieder die Sitzungen des 
sog. Komitees der Vier, also der Pariser Vertragsmächte Rußland, 
Preußen, Osterreich und England. Es trat nun Metternich offen 
mit der Forderung hervor, daß Talleyrand in das Komitee ein— 
treten solle: überdies könne seiner Ansicht nach die sächsische Frage 
nur unter Zuziehung des Königs Friedrich August entschieden 
werden. Er sah sich von Castlereagh unterstützt, während Preußen 
und Rußland Talleyrand erst nach Entscheidung der sächsischen 
Frage zulassen, von einer Teilnahme des sächsischen Königs aber 
natürlich gar nichts wissen wollten. Infolge des bei dieser Ge— 
legenheit erfolgten leidenschaftlichen Aufeinanderstoßens der Mei- 
nungen beantragte Lord Castlereagh insgeheim ein Defensivbünd- 
nis zwischen England, Österreich und Frankreich, das jeden der 
Kontrahenten zur Stellung von 150000 Mann verpflichtete. Na- 
türlich sollte der Bund sich sofort in einen Angriffsbund ver- 
wandeln, wenn Preußen den Vorschlägen der Drei gegenüber 
taub blieb. Auch sollten Bayern, die Niederlande und Hannover 
zum Beitritt eingeladen werden. — Von allen diesen Dingen 
erhielt der gefangene König Nachricht und wurde dadurch in seiner 
Überzeugung befestigt, daß alle Mächte Europas sich für die Er- 
haltung seiner Herrschaft unbedingt und um deren und seiner 
selbst willen erwärmten; er sah nicht ein, und niemand war da, 
der es ihm hätte sagen können oder wollen, daß diese Legitimitäts- 
aktion viel weniger ihm galt, als gegen Preußen gerichtet war. 
Wie sehr er seiner Zukunft sicher war, beweist die seinem Bruder 
Anton am 17. Jan. übertragene Vollmacht, sobald die drei Ver- 
bündeten mit ihren Heeren die Grenze überschritten, in seinem 
Namen die Regentschaft Sachsens zu übernehmen. 
Daß unter solchen Umständen ein Versuch, den die beiden 
Ostmächte durch die Vermittelung des Herrn von Miltitz machten, 
den König unter dem Versprechen der Fürsorge für seine bis- 
herigen Diener und der völligen Erhaltung der katholischen Reli- 
gion in Sachsen zu einer Verzichtleistung gegen eine Entschädigung 
in den Rheinlanden zu bewegen, in den ersten Tagen des Jahres 
1815 fehlschlagen mußte, ist leicht ersichtlich. Hörte man ja auch 
in Friedrichsfelde von der Zusammenziehung eines österreichischen
	        
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