Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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diese Stimmung verbitterte sich in den nächsten Jahrzehnten des 
Rückgangs und der Erschlaffung noch mehr und dauerte an, wenig- 
stens in gewissen Kreisen, bis eine neue Zeit ihren Glanz auch über 
jene dunklen Überlieferungen verbreitete. — Blücher aber, der 
von dem ganzen Vorgange bis ins tiefste Innere erschüttert war, 
richtete noch an jenem 6. Mai, an dem er, der seit 55 Jahren 
seinen Degen nur mit Feindesblut genetzt und nun in der eigenen 
Armee eine Exekution hatte vornehmen müssen, ein von tiefstem 
Grolle diktiertes Schreiben an den König Friedrich August, er konnte 
sich nicht anders denken, als daß der König, dessen umständlichen 
und schwerfälligen Formalismus er absolut nicht zu begreifen ver- 
mochte, in seiner Hartnäckigkeit die vielen Widersetzlichkeiten bis 
herab auf die Lütticher Meuterei stillschweigend zugelassen habe. 
Die nunmehr nach der Staatszugehörigkeit geteilten, aber 
noch nicht neu formierten sächsischen Truppen sollten anfangs 
nach Krefeld geführt werden, wo man dann die Eidesentlassung 
seitens des Königs endlich zu erfahren hoffte, um dann die neuen 
Bildungen beginnen zu können. Aber bald kam der Befehl, sich 
noch weiter vom Rhein bis in die Gegend von Paderborn zurück- 
zuziehen. Das hierin sich widerspiegelnde Mißtrauen des Haupt- 
quartiers zeigte sich auch darin, daß Blücher die zunächst beab- 
sichtigte Teilung des Materials, der dann die der Truppen folgen 
sollte, durch den Befehl der sofortigen Truppenteilung ersetzte. 
Auch hatte man Lecoq und seine Umgebung in Dresden heimlich 
noch immer aufs genaueste überwacht. Trotz des Einspruches von 
Zezschwitzs begann das Teilungsgeschäft auf der sog. Bremer Heide 
bei Waldeck. Auf den sonderbaren Wunsch des Königs, sämtliches 
Feldgeschütz bis auf künftige Berechnung mit Preußen bei dem 
sächsischen Korps zu lassen, konnte freilich nicht eingegangen 
werden. Am 15. Juni langte Lecoq an und brachte für die zu 
den Preußen abgehenden Truppen die seit Wochen erwartete 
Eidesentlassung. Von diesen Truppen rückte die Fußartillerie nach 
Jülich ab, die übrige Artillerie und Reiterei stieß am 19. Juni, 
also einen Tag nach dem Siege von Belle-Alliance zum Thiel- 
mannschen Korps, das ebenfalls an den beiden Tagen vorher 
sich mit den Franzosen unter Grouchy gemessen hatte. So konnte
	        
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