Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Atmen geeignet erschien, neben Schlesinger, Hartmann vor allem 
Karl Herloßsohn (geb. 1804 zu Prag), der in seiner neuen Heimat 
sich seit 1825 alsbald heimisch fühlte und als Herausgeber des 
Kometen, als Novellist wie als Dichter große Beliebtheit genoß, 
eine Zeitlang auch der bedeutendere Alfred Meißner aus Teplitz. 
Nach Leipzig verlegte auch seine, in Brüssel 1841 gegründete 
Wochenschrift „Die Grenzboten“ der Prager Ignaz Kuranda 
(geb. 1812), wie so viele Literaten jener Zeit jüdischer Abstam- 
mung; das Blatt war anfänglich nur für die Aufrüttelung der 
Deutschösterreicher gegen das Metternichsche System bestimmt; aber 
bald begannen die Grenzboten sich auch mit preußischen Zuständen 
zu befassen. In Osterreich waren sie natürlich streng verboten, 
wanderten aber in Kisten mit doppelten Böden oder als Um- 
schläge oder Einlagen erlaubter Bücher massenhaft über die Grenze. 
In Leipzig gab ferner Karl Biedermann seit 1842 die 
„Deutsche Monatsschrift für Literatur und öffentliches Leben“ 
heraus, die mit großem Freimute und logischer Schärfe den Zoll- 
verein verteidigte und die Führung Preußens in Deutschland als 
die einzig mögliche Zukunft für Deutschland verkündete. Auch 
erschien unter seiner Leitung 1844 mit ähnlichen Tendenzen der 
„Herold“, der aber wegen seiner stark liberalen Färbung, von 
verschiedenen Verboten ereilt, einging. 
Aber auch Dresden sah frischeres Leben in seinen Mauern. 
Karl Gutzkow, dessen widerwärtige Novelle „Wally die Zweif- 
lerin“ dem Bundestag 1835 zum Erlaß eines Verbotes seiner 
gesamten Schriften Veranlassung gegeben hatte, kam mit abge- 
klärterer Stimmung 1847 als Dramaturg an das Hoftheater, 
wo er zweiundeinhalbes Jahr verblieb. Julius Mosen, der 
reich talentierte Vogtländer (geb. 1803), der Sänger des „Ritter 
Wahn“, des „Ahasver“ und der Polenlieder, praktizierte von 
1834—1844 in Dresden als Advokat. Arnold Ruge verlegte 
1841 seinen Wohnsitz und die Redaktion des bisher als „Hallische“ 
nunmehr als „Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst“, 
erscheinenden Zeitschrift nach Dresden, während der Verlag nach 
wie vor in Leipzig bei Otto Wigand blieb. Obgleich diese Jahr- 
bücher nicht mehr als 500 Abonnenten hatten, so waren sie doch,
	        
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