Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Zunächst aber brach nicht nur über Sachsen, sondern über 
ganz Deutschland in den Jahren 1846 und 1847 infolge von 
Mißernten eine schwere Teuerungszeit herein, in dieser Zeit innerer 
Gärung und Unzufriedenheit nur zu sehr geeignet, die Gemüter 
mit finsteren Leidenschaften zu erfüllen. Schon 1842 war zu 
geschäftlicher Stockung eine Mißernte und eine Kartoffelkrankheit 
gekommen, große Brände hatten Oschatz, Sayda und Adorf in 
Asche gelegt. Aber der Mißwachs war nicht so allgemein ge- 
wesen und das folgende Jahr hatte den Schaden einigermaßen 
wieder gut gemacht. Diesmal war der Notstand ein fast all- 
gemein deutscher und währte zwei Jahre. Der Bund erwies 
sich wie in den Notjahren 1816 und 1817 völlig unzulänglich; aber 
auch der Zollverein zeigte sich nicht auf der Höhe; er überließ 
es den einzelnen Mitgliedern, für sich selbst zu sorgen. Nur 
gewährte er bis 30. Sept. 1847 für Getreide, Hülsenfrüchte und 
Mehl zollfreie Einfuhr, die freilich zum Teil dadurch illusorisch 
wurde, daß Osterreich in der ihm eigenen Bundesfreundlichkeit 
die Ausfuhr von Getreide nach Deutschland verbot. Für Sachsen 
wurde der Notstand doppelt empfindlich, da es schon in gewöhn- 
lichen Jahren für seine damals 1836664 Seelen zählende Be- 
völkerung einer Einfuhr von etwa 1 Million Scheffeln bedurfte. 
Zudem war auch diesmal die Kartoffelernte schlecht ausgefallen 
und geschäftlicher Stillstand drückte auf die Löhne. Da zeigte 
sich pon allen deutschen Regierungen die sächsische den drin- 
genden Anforderungen der Lage am meisten gewachsen. Sie 
ermäßigte die Frachtsätze für Getreide und Lebensmittel auf den 
Eisenbahnen, führte aus Staatsmitteln Getreide herzu, erleichterte 
den Bäckern die durch Zunftzwang und Brottaxe eingeschränkte 
Freiheit des Betriebes, sorgte vor allem durch Straßenbauten 
und andere öffentliche Arbeiten für Verdienst; auch belehrte sie, 
was besonders verdienstlich und segensreich war, die weiteren 
Kreise des Publikums, die in Unwissenheit befangen von dem 
Märchen des Brotwuchers sich aufreizen ließen, durch Flugblätter 
und Bekanntmachungen über die wahren Ursachen der Teuerung 
und des Mangels. Immerhin stieg auch in Sachsen im Juni 
1847 der Scheffel Roggen auf 9½ Taler. Die Regierung berief
	        
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