Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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tretung der wirklichen Stimmung in Sachsen entsprach, dürfte 
zu bezweifeln sein. Und doch kamen auch bei den Wahlen zum 
Landtage, der auf den 18. Mai einberufen wurde, dieselben 
Resultate zum Vorschein, namentlich da diesmal jede Beeinflussung 
behördlicherseits unterblieben war. 
Am 18. Mai 1848 trat in der Paulskirche zu Frankfurt 
a. M. das erste deutsche Parlament zusammen, von dessen gesetz- 
geberischer Tätigkeit die Zukunft Deutschlands abhängen sollte. 
Wie viele Hoffnungen und Erwartungen begleiteten die aus allen 
Teilen Deutschlands nach der alten Reichsstadt ziehenden Ver- 
treter, die zuletzt 586 zählten! Und wie weniges von diesen Hoff- 
nungen und Erwartungen ging in Erfüllung! Für Sachsen war 
es beschämend, daß sich seine Vertreter weniger durch staats- 
männischen Blick und große Gesichtspunkte, als durch liberal- 
doktrinäre Verbissenheit auszeichneten. Bei ihnen kam der 
in den letzten Jahren der Reaktion angesammelte Groll 
zum Ausbruche. Eine Ausnahme machte der Leipziger Bieder- 
mann, der noch der gemäßigten Linken angehörte, während sich 
Blum zur fortgeschrittneren Linken hielt, auf deren äußerstem 
linken Flügel sich der Dresdener Schaffrath ebensosehr durch 
seinen wüsten Demokratismus, als durch seinen Partikularismus 
hervortat. Als Organ der Linken figurierte die von Robert Blum 
herausgegebene Reichstagszeitung. Blum hatte übrigens schon 
in dem vom Vorparlamente eingesetzten Fünfziger-Ausschusse eine 
Rolle gespielt. Hier hatte er den von Friedrich Wilhelm IV. 
angeordneten, allerdings etwas sonderbaren Wahlmodus für das 
Frankfurter Parlament getadelt und den Erfolg gehabt, daß ein 
anderes Verfahren eingeschlagen wurde. Aber das Mißtrauen war 
zurückgeblieben und äußerte sich in der von Blum im Parlamente 
aufgestellten Behauptung, die preußische Regierung habe den an- 
deren Regierungen als bestes Mittel zur Lahmlegung der National- 
versammlung die gleichzeitige Einberufung der eigenen Landtage 
empfohlen. Der Protest des preußischen Ministeriums gegen diese 
Behauptung veranlaßte Schaffrath zu der ganz charakteristischen 
Bemerkung: es sei unwürdig, für die Aussage eines solchen Volks- 
mannes wie Blum gegenüber der eines bloßen Ministers noch
	        
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