Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 112 — 
sich die Frankfurter Septemberereignisse, die sich als eine Nieder- 
lage der Linken darstellten. Alsbald schlug die Stimmung der 
sächsischen Radikalen um. Als nun gar das Reichskriegsmini- 
sterium zufolge eines Parlamentsbeschlusses u. a. auch die säch- 
sische Regierung aufforderte, zur Unterdrückung der in den thüringi- 
schen Staaten ausgebrochenen Pöbelunruhen Militär zu entsenden 
und dementsprechend das eigentlich für Schleswig-Holstein be- 
stimmte Kontingent unter Generalmajor von Holtzendorff am 
2. Okt. teils nach Altenburg, teils nach Weimar abging und in 
dem angegebenen Sinne erfolgreich wirkte, da wollten die Radi- 
kalen von der Reichsregierung nichts mehr wissen. In der zweiten 
Kammer brachte die Linke im Namen der Freiheit der Einzel- 
staaten einen Antrag auf Sistierung der Maßregel und auf einen 
in Frankfurt zu erhebenden Protest ein, der allerdings abgelehnt 
wurde. Dafür agitierte man in den Vaterlandsvereinen und 
Volksversammlungen gegen das Nationalparlament und gab die 
Devise aus „Lieber in Sachsen frei, als im einigen Deutschland 
unfrei“! Und dementsprechend verlangte die Linke bei der Vor- 
lage der Regierungserklärung vom 28. Aug. vor der zweiten 
Kammer am 19. Okt., daß die zukünftige deutsche Reichsverfassung 
vor ihrer Annahme in Sachsen erst den sächsischen Ständen vor- 
gelegt werden müsse. Diese Vorgänge gaben die Veranlassung 
zu einer Interpellation Biedermanns in Frankfurt, der entsprechend 
ein Beschluß der Versammlung gefaßt und die sächsische Regie- 
rung von Reichs wegen zur Zurücknahme der Erklärung vom 
28. Aug. aufgefordert wurde. Die Antwort des leitenden Mi- 
nisters von der Pfordten am 9. Nov. lautete negativ. 
Die oppositionelle Haltung von der Pfordtens gegenüber 
dem Frankfurter Parlament und der Reichsregierung erklärt sich 
u. a. aus der Hoffnung, aus der Bedrängnis der thüringischen 
Staaten für deren Unterordnung unter das albertinische Sachsen 
Kapital schlagen zu können, da sich die Hände hierzu aus Alten- 
burg, Weimar, Gotha, den Reußen von selbst entgegenstreckten; 
man wollte sich dort lieber unter die sächsische Raute als unter 
die Fänge des preußischen Adlers flüchten. Aber die Zusammen- 
künfte höherer Staatsmänner zu Leipzig am 6. Aug. und 2. Sept.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.