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sogar an die Gemeinden der Einzelstaaten, an das gesamte deutsche
Volk die Mahnung zu richten: „Die Reichsverfassung zur An-
erkennung und Geltung zu bringen.“ Darin war zweifellos die
Aufforderung zur Revolution enthalten.
In Dresden konstituierte sich am 2. Mai das neue Ministerium
unter dem Vorsitze des Geh. Justizrats Dr. Zschinsky, der schon
im März 1848 das Departement des Inneren auf kurze Zeit
verwaltet hatte; am 6. Mai trat der Regierungsrat Rich, von
Friesen als Minister des Inneren hinzu. Die Stellung zur
Reichsverfassung war den neuen Ministern um so klarer vor-
geschrieben, als der König sich in diesen Tagen mehrfach Depu-
tationen gegenüber dahin aussprach, daß er die jetzt bestehende
Reichsverfassung ihrem ganzen Charakter nach nicht als dem Heile
seines und des deutschen Volkes dienlich anzuerkennen vermäöge,
weshalb er sich verpflichtet fühle, in dieser Angelegenheit ganz
mit Preußen zu gehen. Hierzu hatte der König von Preußen
in seiner Zirkularnote vom 28. April die deutschen Bundesfürsten
aufgefordert und noch am 30. April seinen Adjutanten, den
Prinzen Croy mit gleichem mündlichen Auftrag nach Dresden
entsandt und dabei zugleich die Versicherung abgeben lassen, daß
im Falle von Unruhen infolge seiner Nichtanerkennung er preu-
Hische Waffenhilfe zur Verfügung stelle. Das war um so not-
wendiger, als der größere Teil des sächsischen Militärs damals
gar nicht im Lande war, sondern im Auftrage der provisorischen
Zentralregierung vereint mit Hannoveranern und Preußen in
Schleswig-Holstein focht. Es war auch notwendig, weil die Füh-
rer der Radikalen völlig entschlossen waren, die Annahme der
Reichsverfassung, von der sie früher so gar nichts hatten wissen
wollen, mit Waffengewalt unter Beihilfe der Volksmassen zu
erzwingen. Der Ausschuß der Vaterlandsvereine rief schon zur
Ergreifung der Waffen auf und suchte besonders die Turnvereine
in die Bewegung zu ziehen. Das gleiche versuchte man schon
seit einiger Zeit mit den Kommunalgarden, die im revolutionären
Sinne zu organisieren am 8. April unter Leitung eines Dr. Mink-
witz, Obmanns des Dresdener Vaterlandsvereins, und des früheren
griechischen Oberstleutnants Heinze zu Dresden sich ein Ausschuß