Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Nach allen solchen Anzeichen wäre längeres Zaudern in jeder 
Hinsicht ein Fehler gewesen. Am Sonnabend, 5. Mai nachmittags 
2 Uhr begann der regelrechte Angriff; jedoch wäre es Wahnsinn 
gewesen, die zum Teil meisterhaft gebauten Barrikaden im Sturme 
nehmen zu wollen. Der ganz richtige Plan war, von dem Mittel- 
punkte, also vom Schlosse und den dazugehörigen Gebäuden aus 
mit dem rechten Flügel den Zwinger, die Ostraallee und von 
da aus den Postplatz zu nehmen, mit dem linken Flügel dagegen 
von der Terrasse und dem Zeughause aus auf den Neumarkt, 
durch dic Moritzstraße bis zum Gewandhause und endlich zu der 
Kreuzkirche vorzudringen, um auf diese Weise die Aufrührer nach 
dem Altmarkte und dem Rathause zusammenzudrängen. Die 
Verbindung nach rückwärts, also namentlich aus dem Gebirge 
und aus der Freiberger und Chemnitzer Gegend her abzuschneiden, 
war Aufgabe der Reiterei, durch die zugleich die Pulvermagazine 
in der Friedrichstadt gedeckt wurden. Doch kamen gerade von 
Chemnitz her und aus dem Plauenschen Grunde im Laufe des 
Nachmittags noch weitere Abteilungen von Freischärlern; ein 
mehrere hundert Mann starkes Korps Bergleute von den Burgk- 
schen Kohlenbergwerken brachte sogar fünf Vierpfünder mit, die 
sie aus Mangel an Kugeln mit Eisenstücken luden, und beschossen 
damit vom sog. Turmhause den Zwingerwall so gut, daß die 
Truppen diesen eine Zeitlang räumen mußten, bis Artillerie das 
Feuer aus dem Turmhaus zum Schweigen gebracht hatte. Auch 
gelang es den Aufständischen am selben 5. Mai die Pulver- 
mühle im Weiseritztale zu überfallen und von da 20 Zentner 
Pulver ins Rathaus abzuführen. Da die Aufrührer die Taktik 
der Truppen wohl verstanden, so durchbrachen sie die Wände 
der Häuser, um gedeckt durch deren Mauern die Verbindung 
zwischen ihren Stellungen aufrechtzuerhalten, richteten aber zu- 
gleich ihren Angriff auf das Zentrum, auf das Schloß, von 
wo aus man, aber nur mit einem Geschütz und darum ohne 
sonderlichen Erfolg die Barrikade in der Schloßstraße beschoß; 
gleichermaßen stand es mit dem Angriffe auf die in der Moritz- 
straße errichtete Barrikade von der Augustusstraße aus. Auf 
dem rechten Flügel gelang auch nichts weiter, als die Wieder-
	        
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