Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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heit entsprechend bekannt geben: „Seit halb zehn Uhr morgens 
schweigt das Feuern. Die ganze Altstadt ist in der Gewalt der 
Truppen. Die Rebellen fliehen nach allen Seiten.“ 
Von den Flüchtlingen ward noch mancher auf seinem Wege 
ereilt und niedergemacht. Die in Dresden Gefangenen wurden 
zunächst in der Frauenkirche interniert. Bei ihrem Weitertransport 
fehlte es nicht an Mißhandlungen durch die empörten Sieger. 
Von den Leitern des Aufstandes war ja Todt schon in Sicher- 
heit, ehe die Katastrophe hereinbrach; er rettete sich nach der 
Schweiz, wie dies auch Tzschirner gelang; doch tauchte er bald 
bei dem badischen Aufstande auf, zu dessen Unterstützung sich auch 
noch andere Sachsen nach Baden begeben hatten. Von ihnen 
spielte eine besondere Rolle der als einer der radikalsten Abgeord- 
neten aus der sächsischen Kammer und dem Frankfurter National- 
parlamente bekannte von Trützschler. Er hatte als revolutionärer 
Zivilkommissar eine terroristische Rolle in Mannheim gespielt und 
wurde am 14. Aug. von den Preußen, die unter des Prinzen 
Wilhelm von Preußen Führung auch in Baden Ordnung ge- 
schaffen hatten, kriegsrechtlich erschossen. Tzschirner starb nach 
einem abenteuerreichen Leben 1870 zu Leipzig. Heubner und 
Bakunin flohen von Freiberg nach Chemnitz, wo sie von einigen 
Bürgern erkannt und gefangen genommen wurden. Beide wurden 
von den Gerichten zum Tode verurteilt, dann aber vom Könige 
zu lebenslänglichem Zuchthause begnadigt, in dem Heubner 
bis 1859 gefangen gehalten wurde. Bakunin wurde aber 1850 
an Osterreich, von diesem an Rußland ausgeliefert, wo er 
bis 1856 in Schlüsselburg interniert wurde; dann nach Si- 
birien verbannt, ermöglichte er 1860 seine Flucht nach Japan und 
ging über Amerika nach London. Wie Heubner, wanderte auch 
der während der letzten Kämpfe von der Kavallerie gefangen 
genommene Röckel nach Waldheim ins Zuchthaus, wo er zwölf 
Jahre zubrachte, da er sich zu einem vom nachmaligen Könige 
Johann vorausgesetzten Gnadengesuche nicht verstehen wollte. 
Semper und Richard Wagner gelang es, wie Todt und Tzschirner 
und anderen nach der Schweiz zu entkommen.
	        
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