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sicherung gegeben wurde: „Fürchtet nichts für die gemeinsame
deutsche Sache. Auch in meiner Brust schlägt ein deutsches Herz;
auch ich will Deutschlands Größe und Glanz. Ich will aber,
daß so erhabenes Ziel auf gesetzmäßigem Wege erreicht werde!“
Dieses Schriftstück war von Zschinsky, aber nicht von Beust unter-
zeichnet, was zunächst seine Erklärung darin fand, daß nur jener
sich zu dieser Zeit in der Umgebung des Königs befand.
Daß das Beispiel der Hauptstadt im Lande vielfach Nach-
ahmung gefunden und allenthalben die ungeheuerste Aufregung
erzeugt hatte, ist wohl begreiflich. Man muß sich nur das Eine
vergegenwärtigen, daß die Vaterlandsvereine fast allerorten den
loyalen Boden unterwühlt hatten, daß demzufolge die Parole
der sozialen und republikanischen Revolution von den eingeweihten
Kreisen aus Dresden mit Inbrunst erwartet worden war. Dazu
kamen die durch die Aussicht auf Unordnung entfachten niederen
Instinkte der großen Masse. Man muß sich immerhin wundern,
daß nicht noch mehr geschah, als tatsächlich geschehen ist. In
Chemnitz und Freiberg wurden zwar auf das Andringen der
provisorischen Regierung die Kommunalgarden zum Abmarsch
nach Dresden gezwungen; aber diesen fiel es nicht ein, ihr
Leben für jene Phantome in die Schanze zu schlagen. Sie
kehrten, sobald sich ihre Kontrolleure von ihnen getrennt hatten,
auf Umwegen, wenn möglich unter Auswechselung der Uniform
gegen eine weniger kriegerische Tracht nach Hause zurück, wo
dann bald die Ankunft der regulären Truppen allem demo-
kratischem Unfug ein Ende machte. Selbst in Leipzig, das zur Messe
allerhand fremdes Gesindel in seinen Mauern herbergte und sich
durch den nach Dresden beorderten Abzug der Schützen ganz auf
sich selbst angewiesen sah, verliefen die Dinge noch immer glimpf-
lich. Trotzdem an der Spitze des Rates der frühere Bürgermeister
von Dippoldiswalde, Klinger, stand, der mit zu den Koryphäen
der radikalen Partei gehörte, gelang es dem übrigen Rate doch,
durch kluges Zaudern und Vertrösten die Heißsporne über noch
nicht erfolgte Absendung der Kommunalgarde nach Dresden und
noch nicht erfolgte Anerkennung der provisorischen Regierung hin-
wegzutäuschen. Allerdings faßten am 6. Mai die Leiter der