Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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schläge Preußens eingegangen sei, um sich dann so bald als 
möglich mit gutem Geschick aus der Affäre zu ziehen. Es beruht 
diese Ansicht auf zwei Außerungen; die eine soll von dem han- 
noverschen Minister, Grafen Bennigsen, dem englischen Gesandten 
gegenüber getan worden sein, daß nämlich Hannover auf die 
Bündnisverhandlungen nur eingegangen sei in der sicheren Voraus- 
setzung, daß bei der ganzen Sache doch nichts herauskommen 
werde; inzwischen sei damit doch zweierlei erreicht: daß man 
dem deutschen Volke den Glauben beigebracht habe, als wolle 
man ernstlich die deutsche Einheit, und daß dadurch der im 
eigenen Lande bereits im Erlöschen begriffene Preußenhaß wieder 
angefacht worden sei. Die andere wird ebenfalls einem englischen 
Gesandten, dem in Dresden akkreditierten Herrn Forbes gegen- 
über, Beust in den Mund gelegt: „Sachsen sei gar nicht gewillt, 
auf den preußischen Entwurf einzugehen, sondern habe nur für 
den Augenblick der Not dem hartherzigen Drängen Preußens 
und der Bewegung im eigenen Lande nachgegeben; er rühme sich 
sogar, Bayern den nötigen Wink gegeben zu haben, daß es ja 
nicht beitreten solle.“ Diese Nachrichten stammen aber aus zweiter 
und dritter Hand und würden, falls sie wahr wären — Hannovers 
Stellungnahme geht uns hierbei zunächst nichts an — jedenfalls 
nur für Beusts persönliche Auffassung der Lage beweisend sein. 
Es müßte dann aber diese Auffassung zunächst auch nur ins- 
geheim von ihm gehegt worden sein; denn öffentlich hielt er 
sich an die getroffenen Vereinbarungen und empfahl dem Könige 
für den in den Berliner Verhandlungen beschlossenen Verwaltungs- 
rat einen ihm persönlich keineswegs befreundeten und von ihm 
durchaus unabhängigen Mann, den früheren Minister von Zeschau, 
einen ausgezeichneten Staats= und Ehrenmann, der Treffliches 
beim Abschlusse des Zollvereins geleistet und früher selbst in 
preußischen Diensten gestanden hatte. 
Mag man nun von Beusts geheimen Ab= und Ansichten 
denken, was man will, so ist die Stellung des Königs Friedrich 
August über allem Zweifel erhaben und vollkommen korrekt ge- 
wesen. Wenige Tage nach dem Abschlusse des Bündnisses vom 
26. Mai, das man mit Rücksicht auf die Teilnehmer das Drei-
	        
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