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schläge Preußens eingegangen sei, um sich dann so bald als
möglich mit gutem Geschick aus der Affäre zu ziehen. Es beruht
diese Ansicht auf zwei Außerungen; die eine soll von dem han-
noverschen Minister, Grafen Bennigsen, dem englischen Gesandten
gegenüber getan worden sein, daß nämlich Hannover auf die
Bündnisverhandlungen nur eingegangen sei in der sicheren Voraus-
setzung, daß bei der ganzen Sache doch nichts herauskommen
werde; inzwischen sei damit doch zweierlei erreicht: daß man
dem deutschen Volke den Glauben beigebracht habe, als wolle
man ernstlich die deutsche Einheit, und daß dadurch der im
eigenen Lande bereits im Erlöschen begriffene Preußenhaß wieder
angefacht worden sei. Die andere wird ebenfalls einem englischen
Gesandten, dem in Dresden akkreditierten Herrn Forbes gegen-
über, Beust in den Mund gelegt: „Sachsen sei gar nicht gewillt,
auf den preußischen Entwurf einzugehen, sondern habe nur für
den Augenblick der Not dem hartherzigen Drängen Preußens
und der Bewegung im eigenen Lande nachgegeben; er rühme sich
sogar, Bayern den nötigen Wink gegeben zu haben, daß es ja
nicht beitreten solle.“ Diese Nachrichten stammen aber aus zweiter
und dritter Hand und würden, falls sie wahr wären — Hannovers
Stellungnahme geht uns hierbei zunächst nichts an — jedenfalls
nur für Beusts persönliche Auffassung der Lage beweisend sein.
Es müßte dann aber diese Auffassung zunächst auch nur ins-
geheim von ihm gehegt worden sein; denn öffentlich hielt er
sich an die getroffenen Vereinbarungen und empfahl dem Könige
für den in den Berliner Verhandlungen beschlossenen Verwaltungs-
rat einen ihm persönlich keineswegs befreundeten und von ihm
durchaus unabhängigen Mann, den früheren Minister von Zeschau,
einen ausgezeichneten Staats= und Ehrenmann, der Treffliches
beim Abschlusse des Zollvereins geleistet und früher selbst in
preußischen Diensten gestanden hatte.
Mag man nun von Beusts geheimen Ab= und Ansichten
denken, was man will, so ist die Stellung des Königs Friedrich
August über allem Zweifel erhaben und vollkommen korrekt ge-
wesen. Wenige Tage nach dem Abschlusse des Bündnisses vom
26. Mai, das man mit Rücksicht auf die Teilnehmer das Drei-