Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Bundesstaat mit Osterreich Fühlung suche, ganz in Übereinstim— 
mung mit den Wünschen Friedrich Wilhelms IV. und hebt am 
Schluß der Denkschrift ausdrücklich hervor: „Die Idee, das alte 
Bundesverhältnis mit einer bloß etwas konzentrierteren Spitze 
wiederherzustellen“ — also einfach zu dem alten Bund von 1815 
zurückzukehren — „würde nach meiner innigsten Überzeugung nicht 
nur von seiten der Regierungen auf unüberwindliche Schwierig— 
keiten stoßen, sondern auch in dem Volke eine Unbefriedigung 
zurücklassen, die über kurz oder lang schlimme Folgen tragen 
würde.“ « 
Aus dieser Gedankenreihe geht wiederum klar hervor, daß 
Friedrich August gegen eine einheitliche Gestaltung Deutschlands 
mit Ausschluß Osterreichs nichts einzuwenden hatte. Aber immer 
läßt sich auch der von allem Anfange gehegte Wunsch erkennen: das 
zu begründende Werk muß das ganze außerösterreichische Deutsch- 
land umfassen, und darum soll Preußen den bayrischen Forde- 
rungen entgegenkommen. Wenn freilich Preußen auf die Erblich- 
keit einer führenden Stellung verzichtete und auf die von Bayern 
vorgeschlagene Bildung eines aus den Bevollmächtigten oder 
Vertretern der klein- und mittelstaatlichen Regierungen zusammen- 
gesetzten Direktoriums einging, dann sah sich Preußen trotz seiner, 
die anderen insgesamt überragenden Heeresverfassung und trotz 
seiner territorialen Größe und europäischen Bedeutung majori- 
siert oder zum mindesten in jeder gedeihlichen, einheitlichen und 
energischen Politik gehindert. Somit zeigte zwar die preußische 
Regierung den bayrischen Forderungen gegenüber weitestes Ent- 
gegenkommen, als von der Pfordten im Anfang Juli persönlich 
in Berlin unterhandelte, konnte aber auf das dem seinigen völlig 
entgegenstehende Prinzip der Direktorialregierung aus den an- 
gegebenen Gründen nicht eingehen. Am 12. Juli zeigte von 
der Pfordten in einem Rundschreiben an die bayrischen Gesandt- 
schaften an, daß die bayrische Regierung dem preußischen Staaten- 
bunde nicht sympathisch gegenüberstehe; eine offizielle Absage an 
Preußen selbst aber unterblieb zunächst noch. 
Noch blieb aber der sächsische König der Sache treu, indem 
er zu persönlichen Besprechungen mit Friedrich Wilhelm IV. vom
	        
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