— 169 —
Bundesstaat mit Osterreich Fühlung suche, ganz in Übereinstim—
mung mit den Wünschen Friedrich Wilhelms IV. und hebt am
Schluß der Denkschrift ausdrücklich hervor: „Die Idee, das alte
Bundesverhältnis mit einer bloß etwas konzentrierteren Spitze
wiederherzustellen“ — also einfach zu dem alten Bund von 1815
zurückzukehren — „würde nach meiner innigsten Überzeugung nicht
nur von seiten der Regierungen auf unüberwindliche Schwierig—
keiten stoßen, sondern auch in dem Volke eine Unbefriedigung
zurücklassen, die über kurz oder lang schlimme Folgen tragen
würde.“ «
Aus dieser Gedankenreihe geht wiederum klar hervor, daß
Friedrich August gegen eine einheitliche Gestaltung Deutschlands
mit Ausschluß Osterreichs nichts einzuwenden hatte. Aber immer
läßt sich auch der von allem Anfange gehegte Wunsch erkennen: das
zu begründende Werk muß das ganze außerösterreichische Deutsch-
land umfassen, und darum soll Preußen den bayrischen Forde-
rungen entgegenkommen. Wenn freilich Preußen auf die Erblich-
keit einer führenden Stellung verzichtete und auf die von Bayern
vorgeschlagene Bildung eines aus den Bevollmächtigten oder
Vertretern der klein- und mittelstaatlichen Regierungen zusammen-
gesetzten Direktoriums einging, dann sah sich Preußen trotz seiner,
die anderen insgesamt überragenden Heeresverfassung und trotz
seiner territorialen Größe und europäischen Bedeutung majori-
siert oder zum mindesten in jeder gedeihlichen, einheitlichen und
energischen Politik gehindert. Somit zeigte zwar die preußische
Regierung den bayrischen Forderungen gegenüber weitestes Ent-
gegenkommen, als von der Pfordten im Anfang Juli persönlich
in Berlin unterhandelte, konnte aber auf das dem seinigen völlig
entgegenstehende Prinzip der Direktorialregierung aus den an-
gegebenen Gründen nicht eingehen. Am 12. Juli zeigte von
der Pfordten in einem Rundschreiben an die bayrischen Gesandt-
schaften an, daß die bayrische Regierung dem preußischen Staaten-
bunde nicht sympathisch gegenüberstehe; eine offizielle Absage an
Preußen selbst aber unterblieb zunächst noch.
Noch blieb aber der sächsische König der Sache treu, indem
er zu persönlichen Besprechungen mit Friedrich Wilhelm IV. vom