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Zugleich beschwor der König seinen Schwager, vor allem eine
Verständigung mit CÖsterreich zu suchen; er teilte nicht dessen
Überzeugung, daß Osterreich die Union ohne weiteres anerkennen
werde; im März 1849, als der Revolutionskampf noch den Weiter-
bestand Osterreichs in Frage stellte, hätte man vielleicht in Wien
die vollendete Tatsache anerkannt; jetzt, da die ungarische Re-
bellion niedergeworfen sei, werde sich da wohl der Kaiserstaat
von dem halben Deutschland Gesetze vorschreiben lassen? Immer-
hin war auch Friedrich August optimistisch genug, um an den
guten Willen zu einer Verständigung bei Osterreich zu glauben.
Dessen neuer Staatsleiter aber, Fürst Schwarzenberg, war keines-
wegs gesonnen, Preußen auch nur die geringsten Zugeständnisse
zu machen oder gar an eine Teilung der Herrschaft mit ihm
zu denken. Dementsprechend ließ es sich die österreichische
Politik angelegen sein, in Karlsruhe gegen die dankbare Mei-
nung des Großherzogs anzukämpfen, und Schwarzenberg be-
sprach sich zu Linz insgeheim mit dem König von Württem-
berg im antipreußischen Sinne über die deutsche Sache. — Die
Vorstellungen des Jugendfreundes und Schwagers blieben nicht
ohne Einwirkung auf Friedrich Wilhelm IV., namentlich da auch
die altpreußische Partei das ihrige tat und in der „Kreuzzeitung“
mahnte, in Sack und Asche müsse Preußen Buße tun wegen
seiner sündhaften deutschen Gelüste. Am 3. Sept. begab sich
König Friedrich Wilhelm IV. mit seiner Gemahlin zum Gegen-
besuch nach Pillnitz; gleichzeitig aber hatte er die vom Könige
Friedrich August angeregte Verständigung mit Osterreich im Auge,
dessen Kaiser damals in Prag weilte und in einem Handschreiben
an die Königin Marie von Sachsen den Wunsch ausgesprochen
hatte, sich mit dem Könige von Preußen in Teplitz zu treffen.
Ohne den Rat seiner Minister zu hören, die einen solchen entgegen-
kommenden Schritt schwerlich gebilligt haben würden, ging König
Friedrich Wilhelm sehr bereitwillig auf diesen Vorschlag ein und
erschien samt Gemahlin und dem sächsischen Königspaar am
7. Sept. in Teplitz. Hier hatten die Herrscher Preußens und
Osterreichs am Nachmittag eine längere Besprechung, an der
jedoch König Friedrich August nicht teilnahm. Nachdem am