Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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ausdrückliche Anerkennung der Rechtmäßigkeit seines Verfahrens 
und eine Erklärung der Kammern selbst, daß diese sich als recht- 
mäßig versammelt und zuständig betrachteten. Die zweite Kammer 
entsprach diesem Verlangen am 2. August mit 50 gegen 3 Stim- 
men — es fehlten also immer noch gegen 20 Abgeordnete — 
und die erste Kammer trat am 8. Aug. diesem Beschlusse bei. 
Die Weigerung mehrerer Abgeordneten der zweiten Kammer, die 
Rechtsbeständigkeit dieses Landtags von 1850 anzuerkennen und 
ihr damit verbundenes Nichterscheinen veranlaßte die Kammern 
zu einem Beschlusse, nach dreimaliger vergeblicher Einberufung 
den Renitenten das Recht der Wählbarkeit zu entziehen. Davon 
wurde beinahe der Leipziger Bürgermeister Koch betroffen, der 
dann noch lange Jahre in Leipzig segensreich wirken sollte. Seine 
Weigerung, den ihm zukommenden Sitz in der ersten Kammer 
einzunehmen, veranlaßte die Regierung zugleich zur Androhung 
eines Disziplinarverfahrens. Schließlich bestimmte ihn der Wunsch 
seiner Mitbürger, ihn in seiner Stellung erhalten zu sehen, sich 
zum Eintritte bereit zu erklären, welchen Grund er auch der 
Regierung mitteilte. Andererseits gelangte gerade aus Leipzig 
an das Gesamtministerium eine von den Handelsdeputierten, den 
Kramermeistern und den Handlungskonsulenten unterzeichnete Ein- 
gabe des Leipziger Handelsvorstandes, worin dieser der Regierung 
sein vollständiges Einverständnis mit ihrem Verfahren aussprach 
und das Verhalten des Vertreters des Leipziger Handelsstandes 
in der zweiten Kammer, des Papierfabrikanten Flinsch, der dem 
Beispiele Kochs gefolgt war, entschieden mißbilligte. 
Man wird es der neuen Regierung nicht verübeln können, wenn 
sie gegen eine stark oppositionelle und in ihrem Tone maßlose 
und aufreizende Presse streng vorging. Das Organ der Vater- 
landsvereine, die „Dresdener Zeitung“", wurde am 29. Juli ver- 
boten, nachdem schon am 4. Juli die Arbeitervereine wegen ihrer 
revolutionären Tendenzen aufgelöst worden waren. Das gleiche 
Schicksal traf das Organ der Gothaner in Sachsen, das „Neue 
Dresdener Journal“; sein Redakteur, der Advokat Siegel, 
dessen Frau Anna Löhn-Siegel als Schauspielerin und 
Schriftstellerin eine gewisse Bedeutung erlangte, begründete an
	        
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