das neue Wahlgesetz gefallen. Es war dies zweifellos sehr zu
beklagen, denn schon bald nach 1831 hatte man in dem seit Zu-
tritt zum Zollverein emporblühenden Sachsen es als einen Fehler
der Verfassung empfunden, daß Handel und Industrie im Gegen-
satz zu der agrarischen Vertretung recht stiefmütterlich behandelt
worden seien. Mittlerweile war dieser Übelstand noch viel bemerk-
licher geworden. Es sollte also noch 18 weitere Jahre beim alten
bleiben. Als am 12. Aug. 1851 der Landtag vom Könige ge-
schlossen wurde, gedachte dieser in seiner Rede mit Befriedigung
der erledigten Aufgaben; der Nichterledigung des Wahlgesetzes
wurde nur trocken ohne irgend eine weitere Bemerkung Erwähnung
getan.
Während dieser inneren Vorgänge hatte die deutsche Frage
den nach allen bislang erzählten Vorgängen sich notwendig er-
gebenden Verlauf genommen. Daß sich die sächsische Regierung
bei ihrer Entscheidung immer mehr Osterreich näherte, ist schon
erwähnt worden. Es zeigte sich dies auch in einer engeren Ver-
knüpfung der persönlichen Beziehungen, indem Prinz Albert in
der Zeit vom 17. Mai bis 6. Juli 1850, zweifellos nicht ohne
wichtigere Aufträge seines königlichen Oheims, als Gast des Kaisers
Franz Josef in Wien weilte, wo sich zwischen den beiden Fürsten
ein herzliches Freundschaftsband knüpfte. Man sprach damals
sogar von einer Verheiratung des jungen österreichischen Monarchen
mit einer Schwester seines Freundes. Die Stellung Beusts zu
Preußen und zu der Reaktivierung des Bundestags verriet sich
zunächst deutlich in der schleswig-holsteinischen Frage. Mit Däne-
mark hatte Preußen schon am 10. Juli 1849 einen Waffen-
stillstand geschlossen, den es am 2. Juli 1850 in einen Frieden
verwandelte. Nunhatte aber den Kampf gegen Dänemarkursprünglich
nicht Preußen, sondern der deutsche Bund eröffnet. Mit Geschick be-
nutzte dies Beust, um nach einem kurzen Notenwechsel mit Preußen
am 29. Juli zu erklären, daß nur der Bund in seiner Gesamtheit
von früher die Ratifikation in allgemein gültiger Weise be-
sorgen könne, und sah sich in dieser Ansicht von Dänemark,
Rußland und den Großmächten unterstützt. Und als die Herzog-
tümer wegen Ersatz der Verpflegungskosten für die sächsischen