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Liederkreis unter Leitung des Theatersekretärs Hofrat Winkler
standen; unter dem Namen Theodor Hell gab er mit Friedrich
Kind zusammen seit 1817 die vielgelesene „Abendzeitung“ heraus,
in der alle die kleinen Talente dritten und vierten Ranges ihre
Produkte ablagerten und sich gegenseitig als die bedeutendsten
Dichter der Neuzeit priesen. Diesem Kreise gehörte der von
Weimar herübergekommene Hofrat K. A. Böttiger an, dem man
wenigstens nachrühmen kann, durch seine zahllosen Artikel und
durch seine Vorlesungen über Kunst und Kunstgeschichte den all-
gemeinen Sinn für solche Interessen empfänglich gemacht zu
haben. Einen anderen Mittelpunkt geistiger Bestrebungen gab
Tiedge, der Dichter der damals vielbewunderten, heute ver-
gessenen Dichtung Urania, ab; er starb zu Dresden 1841. Zu
seinen Bewunderern gehörte die Kurländerin Elisabeth von der
Recke, die sich von ihren früheren, durch Cagliostro beeinflußten
mystischen Neigungen schon längst zur Verfasserin „des entlarvten
Cagliostro“ umgewandelt hatte. Seit 1818 lebte die liebenswürdige
Greisin in Dresden, wo Tiedge, der sie schon 1804—1806
auf ihrer Reise nach Italien begleitet hatte, ihr Haus teilte;
er sammelte auch ihre „Geistlichen Lieder, Gebete und religiösen
Betrachtungen“ und gab sie 1833, dem Jahre ihres Todes, her-
aus. Dem Hellschen Dichterkreise hatte auch der Sänger der mond-
beglänzten Zaubernacht, Ludwig Tieck, angehört, nachdem er
1819 nach Dresden gekommen war; aber bald hatte er sich, an-
gewidert von der gegenseitigen Lobhudelei, der „Räucheranstalt“,
wie er sie spöttisch nannte, von diesen Leuten abgewandt. Als
Dramaturg des Hoftheaters seit 1825 angestellt, erschloß er durch
die von seiner geistvollen Tochter Dorothea und dem Grafen
Wolf von Baudissin fortgeführte Schlegelsche Übersetzung der
Werke Shakespeares die Kenntnis des gewaltigen Engländers.
In seinen berühmten Abendzirkeln zeigte sich Tieck als ein ganz
hervorragender Vorleser.
Das Theater befand sich unter Tiecks Leitung in aufsteigender
Entwickelung, die auch noch anhielt, als er 1841 nach Berlin
an den Hof Friedrich Wilhelms IV. übergesiedelt war. Bis zur
russischen Okkupation hatte das Theater unter der Verwaltung