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Olmütz. „In jenen Novembertagen von 1850,“ erzählt Beust
in seinen Crinnerungen und Aufzeichnungen, „erhielt ich eines
Morgens den Besuch meines Arztes, der mich mit den Worten
anredete: „Wie sehen Sie denn aus? Sie haben eine Gallen-
ergießung gehabt! — „Nun, möglich wäre es, erwiderte ich ihm.
Ich hatte die Nachricht von der Olmützer Abmachung erhalten.
„Mir ist,“ fügte ich hinzu, „wie einem Whistspieler, der dix-huit-
à point steht und durch eine Renonce des Partners den Robber
verliert.““ — Der ganze Teil dieses 10. Kapitels ist mit Klagen
über die Kurzsichtigkeit und Schwäche des sonst von ihm so hoch-
verehrten Schwarzenberg erfüllt, der die schöne Situation Preußen
gegenüber habe ungenutzt vorübergehen lassen, nur um eine for-
melle Demütigung zu erreichen, und dabei entschlüpft ihm das Ge-
ständnis: „Ich bitte nicht zu vergessen, daß ich Osterreicher bin
und als Osterreicher schreibe“ (geschr. um 1885/86). Als dann
knapp einen Monat nach Olmütz Schwarzenberg nach Dresden
kam, sagte er gleich bei seiner Ankunft zu Beust: „Sie hätten
lieber gewollt, wir hätten gerauft? Ich auch.“ Daß man nicht
„raufte", war freilich nicht die Schuld Osterreichs, sondern, wie
wir heute wissen, des Zaren Nikolaus I., der zwar Preußen eine
Demütigung, keineswegs aber Osterreich einen militärischen
Triumphzug nach Berlin gönnte und es Schwarzenberg schon
in Warschan deutlich machte, bei einem Angriff auf Preußen werde
Osterreich Rußland zum Gegner haben.
Zu Olmütz war betreffs der deutschen Frage, wie dies schon
in Warschau angeregt worden war, ausgemacht worden, daß nun-
mehr, da Preußen reumütig den Unionsgedanken aufgegeben hatte,
über Deutschlands Zukunft von den Bevollmächtigten in freien
Konferenzen unverbindliche Besprechungen stattfinden sollten, wozu
Osterreich und Preußen in gemeinsamer Eintracht einladen wollten.
Als Ort der Zusammenkunft war von Osterreich Wien, von Preußen
Dresden vorgeschlagen worden; letzteres erhielt den Vorzug und
so wurden jene freien Konferenzen am 23. Dezember 1850 im
Brühlschen Palais mit einer Rede Schwarzenbergs eröffnet, der
eine kurze Ansprache des nunmehrigen preußischen Ministerpräsi-
denten von Manteuffel folgte. Beust gibt uns die Versicherung,