Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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aber die Herrschaft darin dadurch an sich zu bringen, daß man den 
Zollverein zur Bundessache mache. Beust hatte sich auch in 
dieser Angelegenheit, um seinen oben erwähnten eigenen Aus- 
druck zu gebrauchen, als Osterreicher bewiesen, als er schon auf 
der am 7. Juli 1850 zu Cassel eröffneten Zollkonferenz den An- 
trag stellte, daß man die gerade damals besonders notwendig 
werdenden Anderungen im Zolltarife zunächst noch aussetze, damit 
der Anschluß der Nachbarstaaten dadurch nicht erschwert werde; 
wen er damit meinte, ging aus seinem gleichzeitigen Antrage 
hervor, vor allem die Frage wegen der Zolleinigung mit Oster- 
reich zu verhandeln. Daß er dabei mehr an dieses als an 
Sachsen dachte, erhellt schon aus dem einen Umstande, daß der 
Zutritt Osterreichs bei dem damaligen Zustande von dessen Indu- 
strie ohne Frage ein Einschwenken in die Richtung des Schutz- 
zolls notwendig gemacht hätte, während die sächsischen Verhält- 
nisse, wie auch die der anderen industriereichen Staaten, ins- 
besondere mit Rücksicht auf den großen Export nach Nordamerika 
unstreitig das im Zollverein bislang verfolgte Prinzip möglichsten 
Freihandels festzuhalten erforderten. Hierzu trat noch die 
Schwierigkeit des Verhältnisses zu den außerdeutschen Staaten 
Osterreichs und die Frage der Verteilung der Einkünfte, die doch 
bei Osterreich kaum, wie bei den übrigen Mitgliedern des Zoll- 
vereins, nach Maßgabe der Kopfzahl erfolgen konnte. Nachdem 
nun die Casseler Verhandlungen am 26. Aug. resultatlos zu 
Ende gegangen waren, hatte sich die sächsische Regierung durch 
den Geh. Rat Weinlig in Wien bemüht, eine Annäherung der 
Tarife an die des Zollvereins und dadurch eine allgemeine Ver- 
schmelzung anzubahnen; der Verkehrsminister Freiherr von Bruck, 
ein sehr einsichtiger Kenner der wirtschaftlichen Lage seines Landes, 
kam nur zögernd entgegen. Es genügte aber Beust, um sich 
auf seiten der österreichischen Anträge zu stellen, zu denen auch 
noch einc bayrische Denkschrift trat, als am 22. Jan. 1851 zu 
Dresden über die Zoll= und Handelsverhältnisse die Beratungen 
begannen. Gleichzeitig suchte Beust die am 23. Jan. in Wies- 
baden zusammengetretenen Zollkonferenzen wieder in dem Sinne 
zu beeinflussen, daß man keine Beschlüsse fasse oder in Verhand-
	        
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