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Punkt den wirtschaftlichen Interessen Sachsens widersprach. Als
man nun Mitte März so weit gekommen war, daß es nichts
mehr zu verhandeln gab, suchte Osterreich ein Schlußprotokoll
aufzustellen, worin in die Verträge A und B auch Dinge aus
dem Vertrage C untergebracht wurden, so daß mit Unterzeichnung
und Durchführung auch nur der beiden ersten Verträge der Zoll-
verein gesprengt worden wäre. Das hätte Sachsen nicht bloß
stutzig machen, sondern auch auf sämtliche weitere Verhandlungen
verzichten lassen sollen. Aber Bayern, das am meisten abseits vom
Zollverein sich bewegte, lud die Minister Württembergs und Sach-
sens, Herrn von Neurath und Herrn von Beust zu einer Be-
sprechung nach Bamberg ein, wo dann die Vorbereitungen für
die zu Darmstadt am 3. April zusammentretenden Kongreßver-
treter Bayerns, Sachsens, Württembergs, beider Hessen und Nas-
saus unter Teilnahme des Grafen Thun stattfand. Hier einigte
man sich am 5. April zu den „Darmstädter Verträgen“, nämlich
a) auch nach dem 1. Jan. 1854 den Zollverein mit Preußen
fortzusetzen, b) den Zollverein mit Preußen nicht vor dem 1. Jan.
1853 abzuschließen, wenn nicht vorher schon mit Osterreich über
den Handels= und Zollvertrag verhandelt worden sei, c) die
Entwürfe A und B in Berlin vorzulegen und zur Annahme
zu empfehlen, und endlich d) bei Österreich zu beantragen, daß
den Darmstädtern der Vertrag C bis zum 1. Febr. 1854 offen
gehalten werde. Auf den im April zu Berlin begonnenen Zoll-
konferenzen erklärte Preußen, die Zolleinigung mit Osterreich liege
noch in weiter Ferne, einen Handelsvertrag mit Osterreich sei
man bereit abzuschließen, aber natürlich müsse zuvor der Fort-
bestand des Zollvereins über den 1. Jan. 1854 hinaus ge-
sichert, d. h. der Zollverein erneut sein. Am 6. April lief aber
in Darmstadt Nachricht von dem am vorhergehenden Tage erfolgten
plötzlichen Ableben des Fürsten Schwarzenberg ein. Mit ihm war
die eigentlich treibende Kraft, die Seele der preußenfeindlichen
Politik, ausgeschieden; sein Nachfolger Graf Buol-Schaunstein ent-
behrte, obwohl auch er gegen Preußen gestimmt war, der nach-
drücklichen Energie und auch des gewichtigen Einflusses. Tat-
sächlich machte nun die Zollvereinssache mehrere Monate keine