Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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verpflichtete, im Falle Preußen auch diesmal ablehne, sofort ent- 
sprechend dem Formular C Kommissare zum Abschluß eines 
Zollvereins mit Osterreich ohne Preußen zu senden. Den Vor- 
würfen, die Beust selbstverständlich bei seiner Rückkehr nach Dres- 
den am 22. Sept. von seiten des übrigen Ministeriums, im 
wesentlichen seitens des Finanzministers Behr und des Ministers 
des Innern von Friesen, trafen, namentlich da sich herausstellte, 
daß die Fassung der Münchener Beschlüsse von Beust selbst her- 
rührte, begegnete der ebenso unverfrorene wie sachlich durch keiner- 
lei eingehende Kenntnisse gehinderte Premier, daß er in seiner 
Stellung als verantwortlicher Minister des Außeren sich zu seiner 
Handlungsweise berechtigt geglaubt habe; denn einerseits würde 
ohne sein Zutun die Erklärung der süddeutschen Staaten — in 
Betracht kamen, genau besehen, nur Bayern und Württemberg — 
zu einem Bruche mit Preußen geführt haben, und andererseits 
erklärte er gerade heraus, daß der Zutritt Sachsens zum Zoll- 
verein im Jahre 1833 seiner Ansicht nach eine unglückliche Maß- 
regel, ein politischer Fehler gewesen sei, der jetzt nicht wiederholt 
werden dürfe; auch könne er den Wert des Zollvereins für die 
materiellen Interessen Sachsens nicht so hoch anschlagen, daß 
auf die Erhaltung desselben den entgegenstehenden politischen 
Rücksichten gegenüber ein entscheidendes Gewicht gelegt werden 
dürfe. Was aber barg sich unter dem Begriffe der entgegen- 
stehenden politischen Rücksichten anderes, als die für Sachsen stets 
verhängnisvolle Hinneigung zu Österreich? Beust hat dann auch 
bald darauf eine besondere Auszeichnung vom österreichischen 
Kaiser erhalten, nämlich das Großkreuz des Stephanordens, obwohl 
er erst zwei Jahre zuvor das Großkreuz des Leopoldordens er- 
halten hatte. „Seine Majestät wußten zu würdigen, daß ich 
mit dem Interesse des eigenen Landes (7) auch dem wohlver- 
standenen Interesse Osterreichs gedient habe.“ 
Anderer Meinung als Beust waren Friesen und Behr. Friesen 
hatte seine abweichenden Ansichten schon früher klärlich aus- 
gesprochen, war aber von Beust immer beruhigt worden, so daß 
er einen längeren Urlaub am 10. Juli aus Gesundheitsrücksichten 
ohne Bedenken meinte antreten zu können. Aber er erhielt von
	        
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