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gingen nun nur noch von Hannover aus, dessen übertriebene
Forderungen den Abschluß um viele Wochen verzögerte. Endlich
gab es, durch den Unwillen der übrigen Staaten und die energischen
Noten Osterreichs und Preußens gezwungen, nach, und so konnte
am 8. April 1853 der Zollverein und der österreichische Handels-
vertrag auf weitere zwölf Jahre unterzeichnet werden. Damit
war die Krisis, die eine Zeitlang zur völligen Auflösung des
nunmehr im ganzen schon 35, für Sachsen 20 Jahre günstig und
segensreich wirkenden Zollbundes zu führen schien, glücklich be-
seitigt. In der Beurteilung aber der von Beust befolgten, Sach-
sens wahre Interessen so frivol aufs Spiel setzenden Politik, können
wir uns einer Außerung Bismarcks anschließen, die dieser kurz
vor dem Ausgange der Krisis am 16. März 1853 in einem
Briefe an Gerlach tat: „Es wird im Interesse der Zukunft nicht
ratsam sein, die Koalition — nämlich die Darmstädter — en bloc
schlecht zu behandeln; aber wenigstens müßte man insoweit ein
Exempel statuieren, als man nach dem Sprichwort die kleinen
Diebe hängt und die großen laufen läßt. Als großen betrachte
ich Bayern, mit dem wir uns überhaupt auf besseren Fuß setzen
sollten, als bisher, als kleine und zu hängende schweben mir
insbesondere Beust in Dresden und Dalwigk in Darmstadt vor.
Ein bedeutender Sieg unserer Politik wäre es aber, wenn Beust
und Dalwigk dabei gestürzt würden zum warnenden Beispiel für
die Intriganten gegen Preußen, zumal beide nebenher in bezug
auf Bonapartismus zu den bedenklichsten deutschen Ministern ge-
hören, Beust aus Eitelkeit und Bosheit, Dalwigk aus Charakter-
losigkeit und niedriger Gesinnung.“ — — —
Werfen wir nach Erledigung dieser wichtigen Angelegenheit
noch einen Blick auf die Geschehnisse im königlichen Hause und
auf innere Vorkommnisse. Nach den furchtbaren Maitagen des
Jahres 1849 hatte König Friedrich August bei einem Besuche
der verwundeten Soldaten, die im Hause des Kadettenkorps unter-
gebracht worden waren, zum ersten Male wieder am 20. Juli
seine Hauptstadt betreten und bei dieser Gelegenheit auch einige
Zeit im Schlosse verweilt, in dem die Spuren der Maitage
noch immer nicht ganz getilgt waren, nachdem er am 10. Juli