Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Elisabeth in Turin besucht und am 9. Aug. bei einer Jagd 
auf Steinböcke an einer gefährlichen Stelle mit dem Pferde 
einen Unfall erlitten; er war infolgedessen von der Reise an- 
gegriffener zurückgekommen, als in früheren Jahren. Insbesondere 
mehrten sich gegen den Frühling hin Anfälle von Melancholie, 
so daß er zeitiger als sonst mit seiner Gemahlin den geliebten 
Weinberg bei Wachwitz aufsuchte. Prinz Johann hegte damals 
schon die Befürchtung, daß diese Stimmungen chronisch werden 
und die Einsetzung einer Regentschaft notwendig machen könnten. 
Es begann dann die eben erwähnte orientalische Verwicklung, 
die den König noch mehr aufregte. Dann traf am 15. Juli 
die Nachricht von der schweren Erkrankung der Prinzessin Wasa 
ein, der Schwiegermutter des Prinzen Albert, die schon am 19. Juli 
mit Tode abging. In dieser Zeit fühlte der König immer deut- 
licher das Bedürfnis, durch eine Gebirgsreise seine angegriffene 
Gesundheit herzustellen. Nachdem er am 31. Juli von einem 
Jagdausfluge nach der Lausitz in Begleitung seines Neffen Georg 
zurückgekehrt war, trat er am 1. Aug. mit der Königin die Reise 
über Leipzig nach München an, um nach Besichtigung der dor- 
tigen Ausstellung über Possenhofen nach seinem Lieblingslande 
Tirol weiterzufahren, das er nun schon zum zehnten Male auf- 
suchte. Nach vollbrachter Tour nach dem Solstein und der Alpe 
Lisenz wollte er nach dem Pitztal fahren, einem der wenigen 
Punkte, die sein Fuß noch nicht betreten hatte. Aber hinter Imst 
zwischen dem Weiler Brennbichel und der Brücke, schlug der Wagen 
an einer Wegbiegung am 9. Aug. vormittags gegen 10 Uhr 
um, der König wurde aus dem Wagen geschleudert und fiel so 
unglücklich, daß er dicht hinter das wild ausschlagende Hand- 
pferd zu liegen kam; ein Hufschlag des Tieres traf ihn so schwer 
am Hinterkopf, daß er sofort bewußtlos wurde. Mit Unterstützung 
des begleitenden Flügeladjutanten Majors von Zezschwitz trugen 
herbeieilende Landleute den König auf ein Graslager. Der aus 
Imst herbeigerufene Arzt konnte keine Rettung bringen; nach- 
dem der Pfarrer von Imst den König mit den Sterbesakramenten 
versehen hatte, starb der König in der elften Stunde ohne das 
Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Die Leiche wurde in dem
	        
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