Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Aufrufe „An meine Sachsen“ erklärte er sodann, daß er die 
Zügel der Regierung mit dem festen Vorsatze ergreife, in des 
verewigten Königs Sinn und Geist fortzuwalten, in dem Geiste 
der Gerechtigkeit und Milde, jener Umsicht und Festigkeit, jener 
treuen Liebe zu seinem Volke, die sein Andenken stets in Ehren 
halten werde. Er forderte seine Sachsen auf, ihm mit Ver- 
trauen und Liebe entgegenzukommen. In ähnlicher Weise sprach 
sich der neue König auch in seiner ersten Thronrede am 10. Okt. 
1854 aus. 
König Johann war am 12. Dez. 1801 als der dritte und 
jüngste Sohn des Prinzen Maximilian und dessen Gemahlin Karo- 
line Marie Therese von Parma geboren. Die Mutter verlor 
er schon am 1. März 1804. Mit um so größerer Liebe und 
Hingebung nahm sich der Vater seiner verwaisten Kinder an und 
erteilte ihnen selbst den ersten Unterricht im Lesen, Rechnen, 
Schreiben sowie in der Religion. Die greise Oberhofmeisterin 
Marquise Piatti, geb. von Erdmannsdorf, übernahm in mütter- 
licher Sorgfalt die oberste Leitung der weiblichen Pflege der 
Kinder. Seit seinem 9. Lebensjahre erhielt die Leitung und Er- 
ziehung des Prinzen und seiner älteren Brüder Friedrich August 
und Clemens der alte aus der Schweiz stammende General von 
Forell und neben ihm, gewissermaßen als eine Art Studien- 
direktor, der Domherr Aloys Freiherr von Wessenberg. Den 
Religionsunterricht leiteten der Abbé de Silvestre, ein feinsinniger, 
der bekannten Malerfamilie angehöriger Geistlicher, und der gerad- 
sinnige Pater Löffler, der zwar früher dem Jesuitenorden an- 
gehört, aber sich Unbefangenheit des Gemüts und eine reine, 
warmherzige Religiosität bewahrt hatte; die militärische Leitung 
erhielt seit 1815 General von Watzdorf. In Mathematik hielten 
dem Prinzen Oberstleutnant Fleischer, in den Militärwissenschaften 
Major Eppendorf, in den Rechtswissenschaften Hofrat Stübel 
Vorträge. 
Die Jugend des Prinzen fiel also in die Zeit der Auflösung 
des Reiches und der napoleonischen Fremdherrschaft, die im Hause 
des Prinzen ebenso patriotisch schmerzlich empfunden wurde, wie 
anderswo. Ebenso schmerzlich mußte dann das Los der Familie
	        
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