Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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1857 mit ihren Vorarbeiten zu Ende gediehen war. Die Er- 
öffnung des Staatsrates verzögerte sich bis zum 22. Nov. 1858, 
an welchem Tage sie unter dem Vorsitze des Kronprinzen in dem 
Palais am Taschenberge erfolgte. Es nahmen an dieser Sitzung 
teil die ehemaligen Staatsminister von Könneritz, von Wieters- 
heim und Georgi, der Geh. Rat und Ministerialdirektor Kohl= 
schütter, der Oberberghauptmann Konstantin von Beust und der 
Landesälteste der Lausitz, von Thielau; diese hatten die vor- 
erwähnte Kommission gebildet und in 18 Sitzungen unter dem 
Präsidium des Kronprinzen den vorliegenden Entwurf durch die 
Feder des in allen inneren Dingen hocherfahrenen Geh. Rates 
Weinlig fertiggestellt. Es traten nun noch hinzu der Prinz Georg 
und die derzeitig aktiven Staatsminister Freiherr von Beust, von 
Rabenhorst, von Falkenstein, von Behr, der einstweilen auch das 
durch den Tod des Justizminister von Zschinsky") am 28. Okt. 
1858 erledigte Ressort der Justiz vertrat, der verdiente ehemalige 
Minister von Zeschau und eine Anzahl anderer bedeutender Män- 
ner. Die Begrüßungsrede des Kronprinzen betonte in liebens- 
würdig bescheidener Weise die Unerfahrenheit des Sprechers und 
bat um freundliche Nachsicht. Und in der Tat mag es mitunter 
nicht ganz leicht gewesen sein, bei so vielen Mitgliedern, deren 
Ansichten von absoluter Gewerbefreiheit bis zur strengen Aufrecht- 
erhaltung des Innungswesens divergierten, das Schifflein der 
Verhandlungen im richtigen Kurs zu erhalten. Im ganzen wurden 
sechs Plenarsitzungen gehalten, deren Ergebnis den alten Boden 
noch nicht verließ. War man nun schon im Staatsrate selbst über 
den Wert des erreichten Ergebnisses recht geteilter Meinung ge- 
wesen, so veranlaßte die von außerhalb aus Fachkreisen sich gegen 
den neuen Entwurf richtende Kritik die Regierung, ihn völlig 
zurückzuziehen und einen anderweitigen Entwurf ausarbeiten zu 
lassen, der sich nicht wie jener erste, zugleich auch durch politische 
Erwägungen leiten ließ, sondern nur die Sache selbst im Auge 
hatte und darum auf die Gewerbefreiheit zukam. Dieser Ent- 
*) Rabenhorst und Ischinsky wurden im Mai 1856 in Erinnerung an ihre 
vor 7 Jahren geleisteten Dienste während des Maiaufstandes, Behr 1858 in den 
Adelsstand erhoben.
	        
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