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Antrage vom 25. Juni unter Bayerns Kommando am Ober—
rhein aufgestellt werden, während dem IX. Korps unter der Füh-
rung des Kronprinzen von Sachsen Stellungen zwischen Hanau
und Aschaffenburg zugedacht waren. Sachsen hatte übrigens schon
während der Tage seiner Mobilmachung von österreichischen Streit-
kräften gewimmelt; in der zweiten Hälfte des Mai waren in
16tägigem Durchmarsch 60000 Mann auf den sächsischen Bahnen
von Böhmen aus, wo sie in der anfänglichen Erwartung eines
Feldzuges am Rhein sich gesammelt hatten, nach Bayern befördert
worden, um dann weiter nach dem italienischen Kriegsschauplatze
abzugehen.
Es erfolgte nun am Bunde am 7. Juli der Gegenantrag
Osterreichs auf den Preußens vom 4. Juli, daß Preußen nur
als Beauftragter des Bundes laut der Kriegsverfassung, also in
Abhängigkeit von den Voten der übrigen Bundesstaaten mit der
Führung der Bundeskontingente zu betrauen sei. Aber prinzipiell
konnte und wollte Preußen nicht zugeben, sich mit seiner aus-
schlaggebenden Macht wie eine Schachfigur beliebig nach dem
Willen OÖsterreichs und der ihm anhangenden Mittel= und Klein-
staaten hierhin und dorthin schieben zu lassen, namentlich nach-
dem es einerseits mehrfach seine volle Bereitwilligkeit, zu helfen,
erklärt, andererseits aber auf die Unhaltbarkeit des derzeitigen
Bundesverhältnisses hingewiesen hatte. Diese Dinge bei der preußi-
schen Regierung eindringlich klarzustellen, war eine der letzten
Aufgaben, die sich Bismarck bei seinem Aufenthalte in Frankfurt
als preußischer Bundestagsgesandter gestellte hatte. Am Bunde
freilich fand man Preußens Politik, da man sie lediglich durch
die österreichische Brille ansah, durchaus verwerflich.
Da überraschte die Welt die Mitteilung von dem am 7. Juli
vom Kaiser Franz Josef angenommenen Vorschlage des Kaisers
Napoleon, den Streitigkeiten durch eine persönliche Besprechung
mit gleichzeitig eintretender Waffenruhe ein vorläufiges Ziel zu
setzen. Die Gründe für Napoleon lagen in dem von ihm nicht
in diesem Umfange gewünschten Umsichgreifen der italienischen
Einheitsbestrebungen, in der Schwierigkeit des nun erst bevor-
stehenden Krieges um das Festungsviereck, vornehmlich in einer