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Triasidee ab, als im Kriegsfalle diejenige der beiden Großmächte
über das Verhältnis des Führers der Bundesarmee zu ihrem
Generalkommando zu befinden haben sollte, die in voller Kriegs—
stärke aufträte, im Falle der Teilnahme beider Großmächte diese
das Verhältnis unter sich auszumachen hätten. Es waren das
Bestimmungen, die wesentlich auf den Vermittlungsvorschlag des
Königs von Sachsen zurückgingen. — Welche Behandlung hierbei
die seit Jahr und Tag anhängige Frage über die Einführung
gezogener Stahlkanonen bei der Bundesartillerie erfuhr, braucht
nicht erörtert zu werden. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes
und dem Interesse des Kronprinzen Albert für die Artillerie,
trat wenigstens König Johann dieser Frage näher und erbat
sich von dem Prinzregenten ein Modell, das auch alsbald in
Dresden einging und mit dessen Konstruktion im alten Zeug—
hause unter der Leitung von Unteroffizieren der preußischen Feuer-
werkerschule die Prinzen und die Offiziere aller Waffengattungen
sich vertraut machten. Bis zum November hatte die sächsische
Regierung sich mit dreißig der neuen Geschütze versehen, worauf-
hin der Prinzregent an König Johann scherzend schrieb: „Wie
freue ich mich, daß Dir mein „Unionsgeschütz“ so gefallen hat.“
Das Jahr 1860 sollte nicht zu Ende gehen, ohne der könig-
lichen Familie eine recht ernsthafte Heimsuchung zu bringen, in-
dem fast sämtliche Mitglieder nacheinander von den Masern be-
fallen wurden. Die Kronprinzessin Carola, die von Anfang an
einen großen Teil ihrer Zeit der Armen= und Krankenpflege ge-
widmet hatte, brachte von dieser hilfreichen Tätigkeit den An-
steckungsstoff mit nach ihrem Dresdener Heim und erkrankte am
26. Nov.; der Kronprinz folgte; dann ergriff die Krankheit die
Königin Amalie, den König, die Prinzessinnen Sidonie und Sophie,
die kleine Erzherzogin Marie Antoinette, das Töchterchen der
1859 verstorbenen Prinzessin Anna, und endlich auch die Königin-
Witwe Marie. Glücklicherweise hinterließ die tückische Krankheit
keine bösen Folgen. Immerhin mußten die üblichen Festlichkeiten
zu Weihnachten und Neujahr unterbleiben, und der sächsische Hof
konnte auch nicht in Berlin vertreten sein, um der Leichenfeier
des am 2. Jan. 1861 von seinen langjährigen Leiden erlösten