Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

— 288 — 
der Zweiteilung, gleichzeitig versicherte ein Rundschreiben des 
Berliner Kabinetts die Bereitwilligkeit Preußens, jederzeit für 
die Verteidigung Süddeutschlands einzutreten. Fernerhin stellte 
Preußen am 2. Mai in Frankfurt den Antrag, daß die Bestim- 
mung über den Oberbefehl bei einer gemeinschaftlichen Aktion 
mit den Großmächten diesen zu überlassen sei; der Würzburger 
Konvention wurde dabei mit keinem Worte gedacht. 
Dies war die Lage, als die sächsische zweite Kammer in 
die Beratung über den oben erwähnten Ausschußbericht eintrat. 
In der Frage der Bundesreform war der Standpunkt der neun 
Mitglieder der Fortschrittspartei bezeichnend für deren doktrinären 
Standpunkt; sie erklärten die Bundesreform aus dem Grunde 
für unnötig, weil ja nach den Beschlüssen der Nationalversamm- 
lung von 1849 die Bundesverfassung überhaupt nicht mehr rechts- 
beständig sei; dementsprechend stimmten sie auch gegen die Position 
im Ausgabeetat für die Unterhaltung eines Bundestagsgesandten. 
Die anderen Parteien aber anerkannten zwar die Notwendigkeit 
einer einheitlicheren Gestaltung der Exekutivgewalt des Bundes, 
verwahrten sich aber gegen jede zentralisierende Tendenz als un- 
vereinbar mit den geschichtlichen Grundlagen des deutschen 
Stammeslebens. In der ersten Kammer aber trat man der Frage 
am 12. Juli näher; der hier zur Annahme gelangte Deputations- 
antrag rechtfertigte den Bundestag gegen die auf ihn gerichteten 
Angriffe in der zweiten Kammer, betonte das Anrecht der Mittel- 
staaten auf eine entscheidende Anteilnahme an der obersten Bundes- 
gewalt und erklärte sich vor allem für die Vereinigung Gesamt- 
deutschlands, d. h. also gegen jeden Versuch, mit Ausschluß Öster- 
reichs ein engeres Deutschland zustande zu bringen. Eine Einigung 
der beiden Kammern wurde also hier nicht erzielt und bezeichnender- 
weise erwähnte die Thronrede am Schlusse des Landtags die 
deutsche Frage überhaupt nicht. Ein besseres Schicksal hatte ein von 
Braun und Georgi gestellter Antrag auf baldige Herstellung des 
im Frieden mit Dänemark verbürgten Rechtszustandes in Schles- 
wig-Holstein; die Ansicht des Königs Johann über diesen Punkt 
war bekannt, und die Regierung erklärte demzufolge sofort ihr 
volles Einverständnis. Anders freilich verfuhr sie mit dem von
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.