Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Osterreich am 14. Aug. mit einem unter Rechbergs Vorsitz in 
Wien vorberatenen Entwurfe vor den Frankfurter Bundestag trat 
und vorschlug, einen gemeinsamen Zivilprozeß und ein gemein- 
sames Obligationsrecht zu entwerfen und alsbald eine Delegierten- 
versammlung aus den deutschen Volksvertretungen zur Beratung 
dieser Institutionen einzuberufen. Es war das ebenso zweifellos 
ein an sich heilsamer und durchführbarer Schritt, als auch poli- 
tisch günstig für Osterreich, darum aber eben zugleich ungünstig für 
Preußen, das sich übrigens noch in einer anderen Beziehung von 
Osterreich in seiner Stellung bedroht sah: in einer Note vom 
10. Juli hatte Osterreich seine Absicht erklärt, dem Zollverein 
beizutreten. — 
Was zunächst das Bundesreformprojekt Osterreichs anlangt, 
so kam dies in einem für den beantragenden Staat ungünstigen 
Sinne zur Erledigung. Sachsens Vertreter in Wien bei den 
im Juli begonnenen Vorverhandlungen hatten nur einige Ausstände 
an dem Delegiertenprojekte zu machen gehabt und in dieser Be- 
ziehung ein Sondervotum abgegeben, sonst sich aber an die anderen 
Vorschläge angeschlossen. Da Preußen von vornherein seine Ab- 
lehnung ausgesprochen hatte, so war es eigentlich überflüssig, 
die Verhandlungen in Frankfurt aufzunehmen. Aber Osterreich 
und die Ehre verlangten es doch. Während nun diese Verhand- 
lungen im Gange waren, hatte der neue, am 23. Sept. 1862 
ins Amt getretene preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck, 
seine nachmals auch veröffentlichten Unterredungen mit dem öster- 
reichischen Gesandten in Berlin, Grafen Karolyi, in denen er 
kurz heraus erklärte, das Verhältnis der beiden Großstaaten müsse 
entweder besser oder schlechter werden; er fordere geradezu, daß 
der Kaiserstaat seinen Schwerpunkt nach Ofen verlege und Preußen 
die Leitung in Deutschland überlasse. Um so emsiger betrieb 
Osterreich sein Reformprojekt, um sich am 22. Jan. 1863 in 
Frankfurt eine Niederlage zu holen. Indem Kurhessen von der 
österreichischen Partei abfiel, Braunschweig und Nassau aber es 
fertig brachten, in einer Frage von solcher Wichtigkeit sich der 
Stimmabgabe zu enthalten, wurde von den 17 Stimmen der 
österreichische Antrag mit 9 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Inter-
	        
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