Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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essant ist in bezug auf diese Ablehnung die Ansicht des Königs 
Johann, die er, trotzdem auch sein Gesandter in Frankfurt über- 
stimmt worden war, damals in einer Denkschrift niederlegte: 
„Vielleicht ist es besser so. Das Ungenügende des Vorschlags 
ist allseitig gefühlt worden. Die Reformbestrebungen dürfen jedoch 
deshalb um so weniger aufgegeben werden, als die Notwendigkeit 
von allen Seiten, selbst von Preußen, anerkannt worden 
ist. Vielleicht ist eben darum jetzt der geeignete Moment, um sich 
unter Beseitigung jener Formfragen auf einen freieren Stand- 
punkt zu stellen und über eine weiter greifende Re- 
form sich zu verständigen.“ 
Eine noch größere Wichtigkeit, da sie mit der politischen 
Seite auch noch eine die weitesten Kreise, namentlich unser Sachsen- 
land berührende Bedeutung hatte, stellte sich in der Zollvereins- 
frage dar. Graf Beust äußert sich im 21. Kapitel seiner Er- 
innerungen über die Zollvereinskrisis unter Bezugnahme auf die 
gleiche des Jahres 1852 folgendermaßen: „Die Umstände waren 
von jenen des Jahres 1852 wesentlich verschieden. Wie damals 
war auch diesmal ein Akt großer Tragweite von Preußen ohne 
Beteiligung seiner Zollverbündeten für den Zollverein vollzogen 
worden. Damals war es der Anschluß Hannovers und des 
Steuervereins, jetzt der Handelsvertrag mit Frankreich.“ Von 
diesen drei Sätzen entspricht nur der erste den wirklichen Ver- 
hältnissen. Für die übrigen hat, wie oft, den früheren sächsischen 
Minister nur die vage Erinnerung an die Zeit geleitet, wo die 
betreffenden Dinge politisch für ihn wichtig wurden. Die Dar- 
stellung des damaligen Finanzministers von Friesen, der mit 
dem in den wirtschaftlichen Verhältnissen Sachsens ausgezeichnet 
bewanderten Geheimrat Weinlig vom Ministerium des Innern, 
Beusts Nebenressort, die ganzen Vorarbeiten und Verhandlungen 
durchgeführt hat, gibt uns an der Hand der Akten ein ganz 
anderes Bild. 
Unter den Themen, die im Juni 1860 zwischen dem da- 
maligen Prinzregenten von Preußen und dem Kaiser Napoleon 
erörtert worden waren, hatte sich auch das einer Regelung der 
Zollbeziehungen zwischen Preußen-Zollverein und Frankreich be-
	        
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