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funden. Kurz zuvor war eine in England günstig beurteilte
Einigung zwischen England und Frankreich erzielt worden. Sehr
bald, noch im Juni 1860, teilte die preußische Regierung wie
anderweit, so auch in Dresden mit, daß die französische Regie-
rung sich bereit erklärt habe, mit dem Zollverein Unterhandlungen
wegen Herbeiführung eines Handelsvertrags anzuknüpfen, zu-
nächst aber natürlich wünsche, daß Preußen die Zustimmung seiner
Zollverbündeten zur Eröffnung der erforderlichen Verhandlungen
feststellen möge; unter der Voraussetzung dieser Zustimmung werde
die französische Regierung mit speziellen Vorschlägen hervortreten.
Nach der in Sachsen geltenden Organisation hatte die Behandlung
dieser Frage von den drei Ministerien des Auswärtigen, des
Innern und der Finanzen zu erfolgen. Beust, mit der Ver-
waltung der beiden ersteren betraut, überließ die spezielle Be-
handlung dieser Angelegenheit, soweit sie das Ressort des Innern
anging, dem erwähnten Geh. Rat Weinlig. Da nun auch der
Minister von Friesen in der Zeit nach seinem ersten Mini-
sterium als Kreishauptmann in Zwickau reichlich Gelegenheit ge-
habt und genommen hatte, seine schon früher gesammelten Er-
fahrungen auf dem Gebiete der sächsischen Industrie zu vervoll-
ständigen, so waren sich die beiden bei der Notwendigkeit, der
sächsischen Industrie neue Absatzgebiete zu erschließen, wenn auch
mit voraussichtlich eintretender Reduktion der Schutzzölle, doch
recht bald darüber einig, daß man sächsischerseits seine Zustim-
mung geben könnte, wie eine solche zweifellos auch von den
übrigen Mitgliedern erfolgt ist.
Daraufhin erschienen im Januar 1861 französische Kommis-
sarien in Berlin zur Führung der Verhandlungen, und schon im
April war die preußische Regierung in der Lage, ihren Zoll-
verbündeten in einer mit vielen Beilagen versehenen aus führlichen
Denkschrift die bisherigen Ergebnisse zur Begutachtung vorzu-
legen. Nach eingehender Prüfung des von Preußen gelieferten
und aus Sachsen vorliegenden Materials wurde gleichwohl noch
ein sachverständiger Kommissar in die vorzugsweise von dem Ver-
trage betroffenen Industriebezirke entsendet, um die genauesten
Erörterungen über die etwa möglichen Herabminderungen der