Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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funden. Kurz zuvor war eine in England günstig beurteilte 
Einigung zwischen England und Frankreich erzielt worden. Sehr 
bald, noch im Juni 1860, teilte die preußische Regierung wie 
anderweit, so auch in Dresden mit, daß die französische Regie- 
rung sich bereit erklärt habe, mit dem Zollverein Unterhandlungen 
wegen Herbeiführung eines Handelsvertrags anzuknüpfen, zu- 
nächst aber natürlich wünsche, daß Preußen die Zustimmung seiner 
Zollverbündeten zur Eröffnung der erforderlichen Verhandlungen 
feststellen möge; unter der Voraussetzung dieser Zustimmung werde 
die französische Regierung mit speziellen Vorschlägen hervortreten. 
Nach der in Sachsen geltenden Organisation hatte die Behandlung 
dieser Frage von den drei Ministerien des Auswärtigen, des 
Innern und der Finanzen zu erfolgen. Beust, mit der Ver- 
waltung der beiden ersteren betraut, überließ die spezielle Be- 
handlung dieser Angelegenheit, soweit sie das Ressort des Innern 
anging, dem erwähnten Geh. Rat Weinlig. Da nun auch der 
Minister von Friesen in der Zeit nach seinem ersten Mini- 
sterium als Kreishauptmann in Zwickau reichlich Gelegenheit ge- 
habt und genommen hatte, seine schon früher gesammelten Er- 
fahrungen auf dem Gebiete der sächsischen Industrie zu vervoll- 
ständigen, so waren sich die beiden bei der Notwendigkeit, der 
sächsischen Industrie neue Absatzgebiete zu erschließen, wenn auch 
mit voraussichtlich eintretender Reduktion der Schutzzölle, doch 
recht bald darüber einig, daß man sächsischerseits seine Zustim- 
mung geben könnte, wie eine solche zweifellos auch von den 
übrigen Mitgliedern erfolgt ist. 
Daraufhin erschienen im Januar 1861 französische Kommis- 
sarien in Berlin zur Führung der Verhandlungen, und schon im 
April war die preußische Regierung in der Lage, ihren Zoll- 
verbündeten in einer mit vielen Beilagen versehenen aus führlichen 
Denkschrift die bisherigen Ergebnisse zur Begutachtung vorzu- 
legen. Nach eingehender Prüfung des von Preußen gelieferten 
und aus Sachsen vorliegenden Materials wurde gleichwohl noch 
ein sachverständiger Kommissar in die vorzugsweise von dem Ver- 
trage betroffenen Industriebezirke entsendet, um die genauesten 
Erörterungen über die etwa möglichen Herabminderungen der
	        
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