Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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näckigste und sachlich berechtigtste Opposition. Was Kaiser Franz 
Josef vorschlug, war ein aus drei durch Osterreich, Preußen und 
Bayern und zwei durch die übrigen Fürsten gewählten Mitgliedern 
bestehendes Bundesdirektorium; daneben sollte auch weiterhin der 
Bundestag bestehen, in dem Osterreich und Preußen je drei Stimmen 
zur Verfügung haben sollten; aber im Bundesdirektorium und am 
Bundestag beanspruchte Österreich auch fernerhin den Vorsitz. Alle 
drei Jahre sollten dann Delegierte der Einzellandtage in öffent- 
licher Versammlung zusammentreten, jedoch nur mit beratenden 
Funktionen. Gerade gegen diese Bestimmung richtete sich ein Be- 
schluß der damals auch in Frankfurt tagenden Versammlung von 
Mitgliedern der verschiedenen Einzellandtage, worin erklärt wurde, 
daß nur ein Parlament aus Volkswahlen und nur eine zwischen 
den Regierungen und einem solchen Parlamente vereinbarte Ver- 
fassung dem deutschen Volke genügen könne. Die abfälligste Kritik 
jenes österreichischen Planes aber hat uns Beust geliefert. Sie be- 
schäftigt sich namentlich mit dem Bundesdirektorium und seiner 
Zusammensetzung. Die einseitige Bevorzugung Bayerns erschien 
nicht nur ihm, sondern namentlich auch dem greisen Könige von 
Württemberg mit Recht als völlig ungerechtfertigt. Am meisten 
aber findet Beust die vom Kaiser, oder vielmehr von Biegeleben 
und Dörnberg verfaßte Begründung des Reformplanes anstößig, 
weil diese an dem bisherigen Bunde eine völlig vernichtende Kritik 
übt. Was von liberaler Seite schon längst gepredigt war, wurde 
hier vom konservativ-kaiserlichen Standpunkte aus als völlig be- 
rechtigt anerkannt, so daß der König von Hannover nach Kenntnis- 
nahme der kaiserlichen Erklärungen in Frankfurt bestürzt aus- 
rief: „Will uns denn Osterreich kaput machen?“ — 
Nach Verhandlungen, die unter den gegebenen Umständen 
zu keinem Ergebnis mehr führen konnten, trennten sich die Fürsten, 
nachdem man eine nochmalige Einladung des preußischen Königs 
zur Außerung über die Frankfurter Vorschläge beschlossen hatte. 
Nachher fand noch am 24. Okt. eine Ministerkonferenz zu Nürn- 
berg statt, auf der Rechberg erneut den Ausschluß Preußens vor 
einer freilich sehr zusammengeschmolzenen Versammlung durch- 
setzen sollte. Es gelang nicht. Und angesichts dieses negativen
	        
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