Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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burg als Bundesgebiete, damit sie ein Pfand abgeben möchten 
bis zum endgültigen Entscheide über die Erbfolge. Wie sehr 
wurde doch durch diese feine staatsrechtliche Deduktion die große 
Frage gefördert! 
Nachdem am 5. Dez. 1863 die beiden Großmächte in iden- 
tischen Noten an die deutschen Regierungen eindringlich vor 
jedem übereilten Verfahren gewarnt und im voraus jede Mit- 
wirkung für einen etwaigen Okkupationsbeschluß verweigert hatten, 
erfolgte am 7. Dez. der Antrag Preußens auf einfache Exekution; 
da mehrere kleinere Staaten sich durch die Note vom 5. Dez. 
hatten beeinflussen lassen, so erlangte der Antrag Preußens, wenn 
auch nur mit einer Stimme die Majorität. Es war damit eine 
für die Mittelstaaten und ihre Gefolgschaft, wozu insbesondere 
die thüringischen Herzogtümer zählten, überaus peinliche Lage 
geschaffen. Einen offenen Konflikt mit den beiden Großstaaten 
herbeizuführen, wäre nicht nur völlig nutzlos, für die Sache 
der Herzogtümer sogar direkt schädlich gewesen. Ließ man 
sich aber die Majorisierung stillschweigend gefallen, so trat da- 
durch ebensosehr die eigene Ohnmacht wie die des Bundes sonnen- 
klar zutage. Zunächst konnte man wenigstens durch die Vor- 
nahme der Exekutionsmaßregeln der öffentlichen Meinung ge- 
recht werden. Die Beschlüsse darüber waren von den Bevoll- 
mächtigten Osterreichs, Preußens, Hannovers und Sachsens zu 
Frankfurt am 1. Dez. unter dem Vorsitze des preußischen Generals 
Moltke lediglich vom militärischen Standpunkte ohne Rücksicht 
auf die politische Lage gefaßt worden. Danach sollten sich 6000 
Mann Sachsen bei Boitzenburg sammeln und als erstes Treffen 
in Holstein einrücken. Als erste Reserve sollten sich preußische 
Truppen an die sächsischen anschließen. Gleichermaßen sollten sich 
die Hannoveraner zwischen Lüneburg und Harburg sammeln und 
bei Harburg über die Elbe gehen, gefolgt von einer österreichischen 
Brigade. Für den Fall, daß Dänemark ernstlichen Widerstand 
entwickeln sollte, war eine weitere Aufstellung von 40000 Mann 
in Aussicht genommen, die nur von Preußen und Osterreich ge- 
bildet werden sollte. Mit dem Oberbefehle jener ersten Exe- 
kutionstruppen wurde auf Moltkes Vorschlag der sächsische General-
	        
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