Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Zunächst nahmen die rein politischen Interessen die öffent- 
liche Meinung mehr in Anspruch, als die kirchlichen. Im No- 
vember 1829 hatte „Die Biene“ eine „Adresse des sächsischen 
Volkes“ an den König veröffentlicht, die unter Hinweis auf das 
Beispiel Weimars, Bayerns und Württembergs auch für Sachsen 
eine Anteilnahme des Volkes mittels einer konstitutionellen Ver- 
fassung verlangte. Der Autor dieser Schrift war Albert von 
Carlowitz, ein Vertreter der Ritterschaft, der freilich hier- 
durch eine Ausnahme von seinen Standesgenossen machte; doch 
stand er mit seiner Meinung nicht allein. Der Kammerherr 
von Watzdorf auf Leichnam in der Lausitz ließ eine Broschüre 
in Hof erscheinen, da ihr in Sachsen der Druck nicht gestattet 
wurde, „Über die Notwendigkeit einer Veränderung der im König- 
reiche Sachsen dermalen bestehenden ständischen Verfassung“. Den 
infolge der Umstände hervortretenden oppositionellen Geist be- 
merkte man vor allem an der Weigerung der Stände, die von 
der Regierung geforderten Steuervorschläge auf länger als drei 
Jahre zu bewilligen, und in dem Verlangen, daß dem Landtage 
ein geordneter Haushaltungsplan vorgelegt werden sollte. Zu- 
gleich wurde auch Protest erhoben gegen die trotz des erwähnten 
Einspruchs der Stände von 1824 im Jahre 1827 erfolgte Ver- 
öffentlichung der königlichen Mandate zugunsten der katholischen 
Kirche. Die Regierung ging auf diese Forderungen nicht ein, 
sondern vertagte am 8. Juli 1830 den Landtag bis zum 
Januar 1832. 
Nun aber machte sich das konfessionelle Bewußtsein im 
ganzen Lande wiederum energisch geltend. Durch allerlei Gerüchte 
hatte sich der Glaube festgesetzt, daß durch seinen Beichtvater, den 
Jesuiten Gracchi, der König Anton zu dem Versprechen bewogen 
worden sei, das Marcolinische Palais in Dresden-Friedrichstadt zur 
Errichtung eines Jesuitenkollegiums herzugeben. Der allgemeine 
Unwille sprach sich in einer, auch durch die Presse veröffentlichten 
Bittschrift an den König um Aufklärung dieses Falles aus; aber 
diese fand keine Berücksichtigung. Hierzu kam das Ungeschick und 
die Liebedienerei der Magistrate von Leipzig und Dresden an- 
läßlich der am 25. Juni 1830 begangenen Dreihundertjahrfeier
	        
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