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setzung von Altona. Auch erschien nachher General von Man-
teuffel in Dresden, um zur gütlichen Beilegung des Streitfalles
beizutragen. Er war auf der Durchreise nach Wien, um dort
das Vordringen der preußischen Truppen nach Jütland plausibel
zu machen und auch hierbei den Anschluß Osterreichs zu sichern.
Zunächst hatte er ein längeres Handschreiben seines Königs an
König Johann zu übergeben, das völlig in dem alten freund-
schaftlich-versöhnlichen Tone gehalten war. König Wilhelm ver-
wies auf das abnormale Verhältnis, in das die beiden größten
Militärmächte Deutschlands infolge der Majorisierung am Bunde
durch die Mittelstaaten, aber doch auch diese selbst geraten seien;
er habe schon in Baden-Baden 1860 und im August vorigen
Jahres davor gewarnt. Nun stehe man sich bei gleichen Zielen
feindlich gesinnt gegenüber, und bei einer Fortsetzung dieser Politik
müsse das Bundesverhältnis gesprengt werden; hierzu wolle doch
wohl Sachsen zu allerletzt beitragen. König Johann antwortete
in gleichem Tone, verteidigte die Stellungnahme Hakes vom rein
militärischen Standpunkte aus; auf die politische Seite einzugehen,
sei ihm nicht möglich, weil soeben zu Würzburg mittelstaatliche
Ministerkonferenzen in dieser Frage stattfinden sollten. Doch
sprach er die Hoffnung aus, daß die Sachsen mit den Preußen
durch irgend eine glückliche Kombination zu gemeinsamem Kampfe
für die gute Sache geführt werden möchten. Übrigens gab er
dem nach Würzburg abreisenden Beust die Weisung mit, jenen
sächsischen Antrag auf Verstärkung der Bundesexekutionstruppen
dort nicht wieder vorzubringen. Auch mit Beust hatte Manteuffel
eine Unterredung, wobei der General in den militärischen Dingen
großes Entgegenkommen zeigte, betr. der politischen Seite der Sache
aber eine merkwürdige Drohung fallen ließ. Mit Rücksicht näm-
lich auf die bevorstehenden Würzburger Verhandlungen sagte er:
„Bedenken Sie, wenn das so weiter geht, kommen wir zuletzt
nach Dresden!“ Von Beust über die Bedeutung dieser Äußerung
gefragt, erklärte Manteuffel, wenn in Holstein ein Schuß sächsischer-
seits auf preußische Uniformen gefallen wäre, würde die Be-
setzung Sachsens die unvermeidliche Folge davon gewesen sein.
Das sei zwar nur eine Privatansicht, wie er beruhigend hinzu-