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der Augsburgischen Konfessionsübergabe. In der Hauptstadt blieb
das Rathaus abends unerleuchtet; das führte zu Demonstrationen
davor, die das Einschreiten von Militär notwendig machten. In
Leipzig war die Sache noch schlimmer: der durch seine Unter-
würfigkeit gegen den Grafen Einsiedel an sich schon unbeliebte
Polizeipräsident vom Ende war eigens zu dem Zwecke vom Land-
tage herbeigeeilt, um jede öffentliche Veranstaltung für die Jubel-
feier zu hindern. So wurde ein Aufzug der Schulkinder und
der für den Abend von der Studentenschaft geplante solenne
Fackelzug von ihm verboten. Infolgedessen sammelten sich Volks-
massen vor seiner in der Klostergasse belegenen Wohnung und
warfen ihm die Fenster ein. Ein Polizeibefehl gebot das Schließen
der Häuser und das Verlassen der Straße; Polizeimannschaften
durchzogen die Stadt, um jeden, der sich trotzdem auf der Straße
befand, zu packen. Ein junger Handlungsgehilfe, mit Namen
Gottschalk, wurde dabei erschlagen. Der größte Teil der Be-
völkerung ging mit diesem Opfer brutaler Polizeiwillkür zu Grabe.
Zwar verteidigte sich die Polizei im Tageblatt mit der Erklärung,
der junge Mann sei betrunken gewesen und von Feldsoldaten
niedergeschlagen worden, gab aber, als infolge einer Adresse der
Leipziger Bürgerschaft die Regierung die Durchsicht der Unter-
suchungsakten durch den Kreisamtmann in Leipzig anordnete, diese
Akten unter allerlei Vorgeben nicht heraus.
Wenige Wochen nach diesen Ereignissen traf die Nachricht
von der Pariser Julirevolution ein und übte, wie auch anderswo,
ihren auflösenden Einfluß auf Gehorsam und Respekt vor der
Obrigkeit aus. Ein Zufall gab, wie gewöhnlich, die Ursache zu
höchst bedenklichen Tumulten zunächst in Leipzig. Als am 2. Sept.
im Brühl die Polizei den Unfug eines Polterabendlärms nicht
dulden wollte, kam es zu einer Schlägerei, bei der die Polizei
den kürzeren zog. Die Menge strömte dann nach der Klostergasse
und demolierte hier wieder, wie am 25. Juni, die Fenster am
Hause des Polizeipräsidenten. Diesmal ungestört, da die Polizei
nicht einzuschreiten wagte; nachher kamen die Straßenlaternen
daran. Waren es an diesem Tage vornehmlich Handwerkerlehr-
linge gewesen, die den Unfug betrieben, so waren es am folgenden