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dings nicht, aber ich bin sicher, nicht verleugnet zu werden.“
Konnte er doch auf eine an ihn gerichtete Adresse von 1353
Abgeordneten der verschiedenen Ständekammern verweisen, die alle
einstimmig die Losreißung der Herzogtümer von Dänemark, natür-
lich zugunsten des Augustenburgers verlangten. Aber nun er-
hoben sich Schwierigkeiten über die Grenzfrage; England, das
Dänemarks Sache verloren gab, wollte ihm wenigstens Nord-
schleswig retten; Palmerston brachte einen Schiedsspruch in Vor-
schlag, wobei er an Napoleon dachte. Aber die Ablehnung, die
dem Vorschlag nicht bloß von Berlin, sondern auch von Wien
und Kopenhagen begegnete, wurde vor allem schmerzlich gemacht
durch Napoleons eigene Unlust, als er sah, daß England dieses
Schiedsgericht nur für sich ausnutzen wollte. Somit löste sich
die Konferenz am 26. Juni auf, anscheinend ergebnislos. Aber
Beust hat ganz recht, wenn er diese Ergebnislosigkeit in seinen Er-
innerungen bestreitet. Denn der Londoner Vertrag, der bislang
seine Schuldigkeit getan hatte, war zerrissen, Dänemark war ins
Unrecht gestellt, das Prinzip ihrer Loslösung von Dänemark war
für die Herzogtümer von Europa anerkannt. Nun hatten nur noch
die Waffen über die Verwirklichung dieses Prinzipes zu entscheiden.
Beust hatte gelegentlich der Verhandlungen über eine eventuelle
Trennung Schleswigs ein Plebiszit in Vorschlag gebracht, ohne
damit durchzudringen. Man durfte darin eine Frucht seines wäh-
rend der Pfingstwoche nach Paris unternommenen Akbstechers er-
blicken; denn eine Volksabstimmung gehörte mit zu dem eisernen
Bestande napoleonischer Politik. Beust richtete sich aber auch
zugleich nach einem gemeinsamen Beschluß der sächsischen Kam-
mern vom 20. Mai, und zwar hatten in der ersten Kammer
auch der Kronprinz und Prinz Georg dafür gestimmt, daß die
Losreißung einzelner Teile Schleswigs ohne vorangegangene Be-
fragung der Bevölkerung als Rechtsbruch anzusehen sei. Als
dann Beust von London über Paris und Frankfurt zurück-
kehrte, wurde ihm zunächst in Leipzig eine ehrenvolle Be-
grüßung zuteil; ganz besonders festlich war aber der Empfang
in Dresden. Überdies aber veranstaltete man ihm am Abend
des 9. Juli eine Fackelserenade und feierte in Ansprachen und