Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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dings nicht, aber ich bin sicher, nicht verleugnet zu werden.“ 
Konnte er doch auf eine an ihn gerichtete Adresse von 1353 
Abgeordneten der verschiedenen Ständekammern verweisen, die alle 
einstimmig die Losreißung der Herzogtümer von Dänemark, natür- 
lich zugunsten des Augustenburgers verlangten. Aber nun er- 
hoben sich Schwierigkeiten über die Grenzfrage; England, das 
Dänemarks Sache verloren gab, wollte ihm wenigstens Nord- 
schleswig retten; Palmerston brachte einen Schiedsspruch in Vor- 
schlag, wobei er an Napoleon dachte. Aber die Ablehnung, die 
dem Vorschlag nicht bloß von Berlin, sondern auch von Wien 
und Kopenhagen begegnete, wurde vor allem schmerzlich gemacht 
durch Napoleons eigene Unlust, als er sah, daß England dieses 
Schiedsgericht nur für sich ausnutzen wollte. Somit löste sich 
die Konferenz am 26. Juni auf, anscheinend ergebnislos. Aber 
Beust hat ganz recht, wenn er diese Ergebnislosigkeit in seinen Er- 
innerungen bestreitet. Denn der Londoner Vertrag, der bislang 
seine Schuldigkeit getan hatte, war zerrissen, Dänemark war ins 
Unrecht gestellt, das Prinzip ihrer Loslösung von Dänemark war 
für die Herzogtümer von Europa anerkannt. Nun hatten nur noch 
die Waffen über die Verwirklichung dieses Prinzipes zu entscheiden. 
Beust hatte gelegentlich der Verhandlungen über eine eventuelle 
Trennung Schleswigs ein Plebiszit in Vorschlag gebracht, ohne 
damit durchzudringen. Man durfte darin eine Frucht seines wäh- 
rend der Pfingstwoche nach Paris unternommenen Akbstechers er- 
blicken; denn eine Volksabstimmung gehörte mit zu dem eisernen 
Bestande napoleonischer Politik. Beust richtete sich aber auch 
zugleich nach einem gemeinsamen Beschluß der sächsischen Kam- 
mern vom 20. Mai, und zwar hatten in der ersten Kammer 
auch der Kronprinz und Prinz Georg dafür gestimmt, daß die 
Losreißung einzelner Teile Schleswigs ohne vorangegangene Be- 
fragung der Bevölkerung als Rechtsbruch anzusehen sei. Als 
dann Beust von London über Paris und Frankfurt zurück- 
kehrte, wurde ihm zunächst in Leipzig eine ehrenvolle Be- 
grüßung zuteil; ganz besonders festlich war aber der Empfang 
in Dresden. Überdies aber veranstaltete man ihm am Abend 
des 9. Juli eine Fackelserenade und feierte in Ansprachen und
	        
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