Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Abende die Gesellen, die nicht dahinten bleiben wollten; die über 
Tags bei Herrn vom Ende neu eingezogenen Scheiben wurden 
aufs neue zertrümmert; eine Abteilung Kavallerie von 50 Mann 
aus Pegau vermochte nichts dagegen zu tun, da sie den Befehl 
erhalten hatte, nicht blank zu ziehen. Am 4. Sept. kam die 
Reihe gewissermaßen an die Meister, die von dem geängstigten 
Rate mit der übrigen Bürgerschaft zusammenberufen, nun die 
Gelegenheit wahrnahmen, in ungeschminkter Weise dem Rate sein 
Sündenregister vorzuhalten. Aber am Abend begannen die Un- 
ruhen von neuem; man erzwang von dem Polizeipräsidenten das 
Versprechen seiner Abdankung und die Herausgabe einiger Ver- 
hafteter und ließ seinen Groll an den Wohnungen eines Polizei- 
aktuars und Polizeiexpedienten, und an dem Sommerhause des 
Ratsbaumeisters Erkel aus, der den Zorn der Leipziger Hand- 
werker durch Bestellung eiserner Bettstellen für das Johannis- 
hospital von auswärts erregt hatte. Da die Dinge aber durch 
den für Sonntag, den 5. zu erwartenden Zuzug ländlichen Pöbels 
eine gemeingefährliche Situation anzunehmen drohten, so taten 
sich die Bürger, einer Aufforderung des gedemütigten Rates 
folgend, zu einer Schutzwache, kenntlich durch weiße Armbinden, 
zusammen und die Studenten folgten, einer Aufforderung des 
Rektors Krug gehorchend, diesem Beispiele. Auf diese Weise wurde 
die Ruhe und Ordnung wiederhergestellt. 
Eine unter dem Geh. Rate von Carlowitz und dem Hofrate 
Meißner am 6. Sept. anlangende Kommission, die 1200 Mann 
Soldaten begleiteten, wurde mit Mißtrauen empfangen und richtete 
nicht viel aus. An ihre Stelle trat am 18. Sept. der Hof= und 
Justizienrat Müller, der spätere Kultusminister, der sich im Namen 
der Regierung bereit erklärte, Beschwerden entgegenzunehmn. Aus 
der Hochflut der eingereichten Petitionen ging klar hervor, daß 
im wesentlichen die Petenten nur an sich, nicht an allgemeine 
Ziele dachten; namentlich die Handwerker-Innungen wünschten 
nichts sehnlicher als die Rückkehr zu den mittelalterlichen, ihnen 
von Kaiser und Reich verliehenen Privilegien. Außerdem war 
deutlichst die Unzufriedenheit mit dem Stadtregiment erkennbar. 
Einen höheren Schwung nahm die Petition der vom Dr. Seeburg
	        
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