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Abende die Gesellen, die nicht dahinten bleiben wollten; die über
Tags bei Herrn vom Ende neu eingezogenen Scheiben wurden
aufs neue zertrümmert; eine Abteilung Kavallerie von 50 Mann
aus Pegau vermochte nichts dagegen zu tun, da sie den Befehl
erhalten hatte, nicht blank zu ziehen. Am 4. Sept. kam die
Reihe gewissermaßen an die Meister, die von dem geängstigten
Rate mit der übrigen Bürgerschaft zusammenberufen, nun die
Gelegenheit wahrnahmen, in ungeschminkter Weise dem Rate sein
Sündenregister vorzuhalten. Aber am Abend begannen die Un-
ruhen von neuem; man erzwang von dem Polizeipräsidenten das
Versprechen seiner Abdankung und die Herausgabe einiger Ver-
hafteter und ließ seinen Groll an den Wohnungen eines Polizei-
aktuars und Polizeiexpedienten, und an dem Sommerhause des
Ratsbaumeisters Erkel aus, der den Zorn der Leipziger Hand-
werker durch Bestellung eiserner Bettstellen für das Johannis-
hospital von auswärts erregt hatte. Da die Dinge aber durch
den für Sonntag, den 5. zu erwartenden Zuzug ländlichen Pöbels
eine gemeingefährliche Situation anzunehmen drohten, so taten
sich die Bürger, einer Aufforderung des gedemütigten Rates
folgend, zu einer Schutzwache, kenntlich durch weiße Armbinden,
zusammen und die Studenten folgten, einer Aufforderung des
Rektors Krug gehorchend, diesem Beispiele. Auf diese Weise wurde
die Ruhe und Ordnung wiederhergestellt.
Eine unter dem Geh. Rate von Carlowitz und dem Hofrate
Meißner am 6. Sept. anlangende Kommission, die 1200 Mann
Soldaten begleiteten, wurde mit Mißtrauen empfangen und richtete
nicht viel aus. An ihre Stelle trat am 18. Sept. der Hof= und
Justizienrat Müller, der spätere Kultusminister, der sich im Namen
der Regierung bereit erklärte, Beschwerden entgegenzunehmn. Aus
der Hochflut der eingereichten Petitionen ging klar hervor, daß
im wesentlichen die Petenten nur an sich, nicht an allgemeine
Ziele dachten; namentlich die Handwerker-Innungen wünschten
nichts sehnlicher als die Rückkehr zu den mittelalterlichen, ihnen
von Kaiser und Reich verliehenen Privilegien. Außerdem war
deutlichst die Unzufriedenheit mit dem Stadtregiment erkennbar.
Einen höheren Schwung nahm die Petition der vom Dr. Seeburg