Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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Die Unzuverlässigkeit der österreichischen Politik zusamt der 
Rücksicht auf die Interessen der sächsischen Industriellen ver- 
anlaßte Sachsen, den Zollvereinsvertrag mit Italien am 31. Dez. 
1865 ohne den anfangs beabsichtigten Vorbehalt zu unterzeichnen. 
Diese Unterzeichnung schloß nämlich mittelbar Ene Anerkennung 
des jungen Königreichs in sich; diese aber mußte mit Rücksicht 
auf die engen verwandtschaftlichen Beziehungen des sächsischen 
Königshauses zu den depossedierten italienischen Fürsten der säch- 
sischen Regierung sehr peinlich sein und sollte durch besonderen Vor- 
behalt versagt bleiben. 
Hatte so das vergangene Jahr auf politischem Gebiete keine 
Freuden gebracht, so erlebte doch die königliche Familie zwei recht 
freudige Ereignisse. Zwar wurde dem König am 3. Jan. 1865 
seine zweitälteste Schwester Maria, die Witwe des Großherzogs 
Ferdinand III. von Toskana im 69. Lebensjahre durch den Tod 
entrissen, aber am 11. Febr. fand die Vermählung seiner jüngsten 
Tochter, der am 15. März 1845 geborenen Prinzessin Sophia 
mit dem Herzog Karl Theodor in Bayern statt, demselben, der als 
Augenarzt sich in den späteren Jahren einen so ausgebreiteten 
Ruf erwarb. Diesem Ehebündnis entsproß am 21. Dez. die 
Prinzessin Amalia. Doch wenige Tage nach der Entbindung er- 
krankte die Mutter schwer an einer Brustfellentzündung; es ge- 
lang aber der gefährlichen Erkrankung Herr zu werden. Ganz 
erholte sich die Prinzessin freilich nicht; ein allzu früher Tod 
entriß sie schon am 9. März 1867 den Eltern und dem Gemahl. 
Das zweite Ereignis, das allenthalben im Lande mit freudigen 
Glückwünschen begrüßt wurde, war die Geburt des ersten Sohnes 
des Prinzen Georg; am 25. Mai, damals gerade dem Himmel- 
fahrtstage, wurde unser jetziger König Friedrich August ge- 
boren. — — 
Seit den Zeiten des Siebenjährigen Krieges und der Be- 
freiungskriege hat das albertinische Sachsen keine so schwere Krisis 
durchgemacht, wie sie das Jahr 1866 brachte. Noch ist es nicht 
möglich, heute, nachdem über vierzig Jahre seit jener verhängnis- 
vollen Zeit vergangen sind, in allen Dingen klar zu sehen; ge- 
wisse treibende Faktoren und Strömungen, und zwar nicht die
	        
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