Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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sandten (Bericht vom 12. März 1866), worin der bayrische Mi- 
nister äußerte, er habe keine Lust zu Rüstungen, solange Osterreich 
sich über seine Absichten und Kampfmittel nicht deutlichst ge- 
äußert habe. Er argwöhnte, nicht mit Unrecht, napoleonische 
Machenschaften, die von einer Besiegung des mit Osterreich ver- 
bündeten Bayern die Erwerbung der Pfalz erhofften. Der Stand- 
punkt, daß auf Osterreich kein Verlaß sei, sprach sich weiterhin 
in einer Note v. d. Pfordtens an die sächsische Regierung vom 
4. April aus, worin auch das abfällige Gutachten der bayrischen 
Militärs über die österreichische Armee erwähnt war. Ja, er kam 
bald mündlich dem sächsischen Gesandten gegenüber auf ein Bundes- 
reformprojekt zu sprechen, nach dem der Bund in drei große 
Gruppen geteilt werden solle: erstens Osterreich für sich allein, 
zweitens Preußen mit dem ganzen Norddeutschland unter preußi- 
scher Oberleitung und dem König von Preußen als Feldherrn 
dieses Bundes, und endlich drittens Bayern mit dem ganzen Süd- 
deutschland unter bayrischer Oberleitung und dem König von 
Bayern als Bundesfeldherrn. — Alle diese Umstände hätten das 
Zutrauen Beusts zu Bayern erschüttern müssen, das doch einen 
Hauptfaktor seines politischen Exempels bildete. Für das gegen- 
teilige Verhalten Beusts dürfte ein Urteil v. Friesens hin- 
reichenden Aufschluß geben: „Er war zu seinem Unglück oft 
sehr geneigt, Verhältnisse und Personen nicht so, wie sie wirklich 
waren, sondern so zu beurteilen, wie er wünschte, daß sie sein 
möchten; damit im Zusammenhange stand bei ihm die Neigung, 
auf gewisse Personen ein unbedingtes Vertrauen zu setzen, weil 
er, ungeachtet aller Zeichen vom Gegenteile, fest an der Hoffnung 
hielt, daß es ihm im letzten Momente noch gelingen werde, sie 
zu einer anderen, mit der seinigen übereinstimmenden Überzeugung 
zu bringen. Zu diesen Personen gehörte insbesondere auch Herr 
v. d. Pfordten.“ — Beust selbst stellt über diesen mittelstaatlichen 
Kollegen und Hoffnungsanker seiner Pläne in seinen Erinne- 
rungen wehmütige Betrachtungen an, nicht ohne eine kleine, nicht 
eben liebreiche Unterstellung: „Wieder kamen Anflüge von bay- 
rischem Patriotismus und bayrischem Chauvinismus, die den Ver- 
sucher nicht ungehört bleiben ließen — hat doch sogar etwas
	        
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