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indem es in Dresden durch seinen Gesandten Baron von Werner
erklären ließ, daß die österreichische Regierung eine Okkupation
Sachsens für Kriegsfall betrachten und daß die Avantgarde des
böhmischen Korps, die um Teplitz vereinigte Brigade Ringels-
heim, den Befehl erhalten werde, den sächsischen Truppen im
Falle eines Angriffs durch die Preußen auf eine einfache Requi-
sition der dortseitigen Behörden Beistand zu leisten. Aber weder
vom strategischen Standpunkte aus, noch vom Standpunkte des
Landesinteresses konnte es wünschenswert erscheinen, Sachsen zum
Schauplatz der ersten Schlachten zu machen. Somit blieb, da man
von der Vereinigung mit den Bayern abzusehen gezwungen war,
nichts anderes übrig, als die Armee aus Sachsen zurückzuziehen
und sie in Böhmen mit den Osterreichern zu vereinigen. Wenn
nun auch die sächsische Regierung nach wie vor ihre Entscheidungen
von denen des Bundes abhängig machte und sich die mit dem
am 11. Mai nach Dresden gekommenen Generalmajor von Ringels-
heim getroffenen Verabredungen nur auf jenen Fall einer ein-
seitigen feindlichen Invasion durch Preußen bezogen, so mußte
man sich doch darüber klar sein, daß in der Praxis dann die
Vereinigung mit der österreichischen Armee kaum mehr als im
Interesse des Bundes, sondern als im Interesse Osterreichs ge-
schehend betrachtet werden konnte.
Hiermit im Zusammenhange stand die Wahl eines neuen
Konzentrationspunktes, als welcher nunmehr die Hauptstadt aus-
ersehen wurde. Durch eine Order des Königs wurde am 9. Mai
dem Kronprinzen Albert die oberste Leitung aller der die Truppen-
bewegungen angehenden Angelegenheiten übertragen. Mit dem
Chef des Generalstabes, dem Generalmajor von Fabrice, arbeitete
dann der Kronprinz alle Pläne für die Aufstellungen der Truppen
bis zum Abmarsch nach Böhmen und dann die einzelnen Marsch-
routen aus. Mittlerweile trafen die am 6. einberufenen Urlauber
und die am 7. Mai zur Fahne gezogenen Reserven in ihren Stand-
quartieren ein, worauf bis zum 19. Mai die Zusammenziehung
des ganzen Korps in der Gegend von Dresden und in Dresden
selbst stattfand mit vorgeschobenen Beobachtungsposten, links der
Elbe bis Meißen, rechts bis Großenhain. Am 19. Mai erging