Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 2. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1815-1904. (4)

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sichten mitteilen, namentlich wann wohl die Osterreicher von Ol- 
mütz aufzubrechen gedächten; zugleich erstattete er Bericht über 
die Dislokation seiner Truppen. Am 23. Mai lief die keines- 
wegs ermutigende Antwort Benedeks ein: da leidige diplomatische 
Rücksichten die Mobilisierung der Armee hinausgeschoben hätten, so 
hätten die Preußen einen solchen Vorsprung, daß sie wohl früher von 
Norden her vor Josephstadt sein könnten, als die Osterreicher 
von Osten her. Vor dem 10. Juni könne das Heer bei Olmütz 
sich nicht versammelt haben. So sah sich der Kronprinz zunächst 
auf genaue Beobachtung der preußischen Truppenbewegungen be- 
schränkt und nahm infolge der Konzentrierung starker Truppen- 
massen in der Gegend von Zeitz und Halle seine Truppen außer 
einem in Meißen stationierten Bataillon bis zum 30. Mai auf 
das rechte Elbufer. Außerdem wurden Vorkehrungen getroffen, 
um beim Herannahen des Feindes die Elbbrücken bei Riesa und 
Meißen zu zerstören und die Bahngleise unfahrbar zu machen. 
Der Ernst der Lage und die Notwendigkeit, für die Mobili- 
sierung der Armee eine Mehrforderung von 4650000 Talern 
bewilligen zu lassen, führten zur Einberufung eines außer- 
ordentlichen Landtags auf den 28. Mai. Die Eröffnung fand 
im Beisein des Kronprinzen und des Prinzen Georg durch den 
König selbst statt. In seiner Thronrede betonte der König seine 
Bemühungen um Aufrechterhaltung des Friedens und um die 
Respektierung des Bundesrechts, wobei man sich namentlich mit 
Bayern in vollem Einverständnis befunden habe. Zum Schutze 
des Bundes habe man die nötigen militärischen Vorbereitungen 
treffen müssen. „Denn auch der Mindermächtige,“ sprach der König 
mit erhobener Stimme, „würde sich entehren, wenn er unberech- 
tigten Drohungen nicht mit männlichem Mute entgegenträte.“ 
Diese Stelle seiner Rede wurde von der Versammlung mit lang 
andauerndem Beifall aufgenommen, ebenso eine andere, worin 
der König auf seine Bereitwilligkeit zu einer Reform der Bundes- 
verfassung zu sprechen kam. Der Kommissionsbericht der ersten 
Kammer billigte es, daß Österreich jetzt zum Bunde zurück- 
kehre, nachdem es sich mit Preußen 1863 und 1864 vom Bunde 
abgewandt habe. Die Deputation der zweiten Kammer ließ sich
	        
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