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sichten mitteilen, namentlich wann wohl die Osterreicher von Ol-
mütz aufzubrechen gedächten; zugleich erstattete er Bericht über
die Dislokation seiner Truppen. Am 23. Mai lief die keines-
wegs ermutigende Antwort Benedeks ein: da leidige diplomatische
Rücksichten die Mobilisierung der Armee hinausgeschoben hätten, so
hätten die Preußen einen solchen Vorsprung, daß sie wohl früher von
Norden her vor Josephstadt sein könnten, als die Osterreicher
von Osten her. Vor dem 10. Juni könne das Heer bei Olmütz
sich nicht versammelt haben. So sah sich der Kronprinz zunächst
auf genaue Beobachtung der preußischen Truppenbewegungen be-
schränkt und nahm infolge der Konzentrierung starker Truppen-
massen in der Gegend von Zeitz und Halle seine Truppen außer
einem in Meißen stationierten Bataillon bis zum 30. Mai auf
das rechte Elbufer. Außerdem wurden Vorkehrungen getroffen,
um beim Herannahen des Feindes die Elbbrücken bei Riesa und
Meißen zu zerstören und die Bahngleise unfahrbar zu machen.
Der Ernst der Lage und die Notwendigkeit, für die Mobili-
sierung der Armee eine Mehrforderung von 4650000 Talern
bewilligen zu lassen, führten zur Einberufung eines außer-
ordentlichen Landtags auf den 28. Mai. Die Eröffnung fand
im Beisein des Kronprinzen und des Prinzen Georg durch den
König selbst statt. In seiner Thronrede betonte der König seine
Bemühungen um Aufrechterhaltung des Friedens und um die
Respektierung des Bundesrechts, wobei man sich namentlich mit
Bayern in vollem Einverständnis befunden habe. Zum Schutze
des Bundes habe man die nötigen militärischen Vorbereitungen
treffen müssen. „Denn auch der Mindermächtige,“ sprach der König
mit erhobener Stimme, „würde sich entehren, wenn er unberech-
tigten Drohungen nicht mit männlichem Mute entgegenträte.“
Diese Stelle seiner Rede wurde von der Versammlung mit lang
andauerndem Beifall aufgenommen, ebenso eine andere, worin
der König auf seine Bereitwilligkeit zu einer Reform der Bundes-
verfassung zu sprechen kam. Der Kommissionsbericht der ersten
Kammer billigte es, daß Österreich jetzt zum Bunde zurück-
kehre, nachdem es sich mit Preußen 1863 und 1864 vom Bunde
abgewandt habe. Die Deputation der zweiten Kammer ließ sich