— 385 —
sprechen, die mit patriotischer Hingabe die schwere Verant—
wortung des Augenblicks willig mit dem Könige teile und die
Mittel geboten habe, auszuharren auf dem Wege der Pflicht und
der Ehre.
Man hat in der Haltung Beusts gegenüber dem Landtag
eine beabsichtigte Unwahrheit erkennen wollen. Es war nicht
Unwahrhaftigkeit, wenigstens nicht unmittelbare und zweckdienlich
gewollte, sondern Hilflosigkeit. Die schöne Triasidee hatte sich
binnen weniger Tage vor der Gewalt der Ereignisse verflüchtigt.
Weder Österreich kümmerte sich um die Mittelstaaten, wenn nicht
in dem Augenublicke, wo es ihrer bedurfte, noch viel weniger
Preußen, das sie im selben Augenblicke mediatisieren zu wollen
schien. Da war für das nächstbedrohte Sachsen, weil man sich
Osterreich noch nicht offen an den Hals werfen durfte, Bayern
der einzige Rettungsanker, da es am 11. Juni den Reformvorschlag
Preußens abgelehnt hatte; an ihn klammerte sich Beust an, wie
wir aus Friesens Erinnerungen wissen. Am 13. Juni hatte Beust
mit dem eben genannten Staatsmanne eine Unterredung, die
uns über die Lage völlig klares Licht verschafft.
Es war nämlich Beust bekannt geworden, daß Herr v. d.
Pfordten einen neuen Antrag an Stelle des österreichischen
einbringen werde; welcher Art dieser sein werde, war aller-
dings noch unbekannt. Trotzdem wies Beust zum voraus den
sächsischen Bundestagsgesandten an, dem bayrischen Antrag
ohne weiteres sich anzuschließen. Nach Abgang dieser De-
pesche gab er Friesen davon Kenntnis; natürlich machte ihn
dieser auf das Hochbedenkliche einer solchen völlig ins Un-
gewisse tappenden Maßregel aufmerksam. Beust aber beruhigte
ihn und vor allem sich mit folgender Argumentation: Herr
v. d. Pfordten sei sehr vorsichtig und zugleich sehr verbittert
gegen Osterreich, also eher geneigt, Zugeständnisse an Preußen
als an OÖsterreich zu machen; man könne also erwarten, daß er
seinen Antrag so formulieren und motivieren werde, daß er für
Preußen nicht verletzend sei. Laufe aber der Antrag Bayerns
doch auf Mobilisierung hinaus, so könne Sachsen unbedenklich
dafür stimmen, weil der Antrag nicht durchgehen werde. Denn
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. II. 25